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Folge 47 - Feminismen in Aktion: Jacinta Nandi - Alleinerziehend zwischen Rape Culture und feministischer Erziehung

Jacinta Nandi ist vielleicht die erste Person in dieser Reihe, die tatsächlich als Feministin geboren wurde – jedenfalls wurde sie so konsequent erzogen, dass sie schon als Kind wusste, was strukturelle Ungleichheit bedeutet.

Ich kenne sie über ihre Bücher "Die schlechteste Hausfrau der Welt" und "Fifty Ways to Leave Your Ehemann". Im Juni erscheint ihr neuer Roman "Single Mom Supper Club" (Rowohlt): ein witziger Roman über vier alleinerziehende Mütter zwischen Elternabenden, Koks im Familienbad und Klassenunterschieden.

Jacinta ist Britin, lebt in Berlin, schreibt fürs Missy Magazine und ist alleinerziehende Mutter zweier Söhne. Wir sprechen über feministische Erziehung, Rape Culture, Gewalt in Beziehungen – und über Humor als Überlebensstrategie.

47 - Feminismen in Aktion: Jacinta Nandi - Alleinerziehend zwischen Rape Culture und feministischer ErziehungLaura Vorsatz
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Transkript

Die Folge als Text!

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S03 [00:00:22]: Das ist Feminismus mit Vorsatz, der Podcast rund um feministische Perspektiven mit mir, Laura. Mit Feminismen in Aktion, eine Reihe in der Reihe, in der Feministinnen von ihrer feministischen Reise erzählen. Dieses Mal habe ich vielleicht zum ersten Mal eine Person getroffen, die tatsächlich als Feministin geboren wurde. Jacinta Nandi jedenfalls wurde von einer so konsequent feministischen Mutter erzogen, dass sie schon als Kind wusste, was strukturelle Ungleichheit bedeutet. Ob durch die Nachrichten, Soap Operas oder Margaret Thatcher. Und trotzdem hinterfragt sich Jacinta nach wie vor, ärgert und wandelt sich Tag für Tag für Tag. Ich kenne Jacinta vor allem über ihre Bücher Die schlechteste Hausfrau der Welt und 50 Ways to leave your Ehemann. Letzteres hat übrigens eine Freundin von mir im Kreißsaal vorgelesen bekommen, von ihrem Ehemann. Ich stelle mir gerne vor, wie sie da so kichernd und kämpfend liegen, stehen, knien und die Hebammen nach dem Titel dieses anscheinend so unterhaltsamen Buchs fragen. [00:01:25] Im Juni erscheint Jacintas neuer Roman Single Mom Supper Club im Rowold Verlag. Es geht um vier alleinerziehende Mütter zwischen dem Auf und Ab von Mutterschaft, Klasse, Kultur Clashes, Generationskonflikten und weiblicher Solidarität. (.) Jacinta ist Britin, lebt aber schon ganz lange in Berlin, schreibt regelmäßig für das Missy Magazine und hat zwei Söhne, einen kleinen und einen großen. In unserem Gespräch war sie so, wie sie eben ist. Ehrlich, witzig, klug, auf jeden Fall mit dem Herz auf der Zunge, trotz der zum Teil heftigen Themen. Rape Culture, Gewalt in Partnerinnschaften, die Unmöglichkeit, sich mit Kind aus toxischen Beziehungen zu befreien, wenn der Wohnungsmarkt komplett am Limit ist. Es geht um feministische Erziehung und Widersprüche beim eigenen Feminismus. Und gerade Widersprüche, die liebe ich ja besonders. (.) In früheren Feminismen in Aktionenfolgen habe ich zwischendurch oft auch noch mal Dinge aus dem Off erklärt, diesmal habe ich das bewusst weggelassen. [00:02:25] Stattdessen findest du die wichtigsten Hintergrundinfos in den Shownotes, zum Beispiel zu den neuen transfeindlichen Gesetzen in Großbritannien, zu feministischen Klassikern und zu Fällen von sexualisierter Gewalt, die Jacinta im Gespräch erwähnt. Auch mir war einiges davon neu, verschiedene Namen und Titel und so. Aber genau deshalb wollte ich diesmal möglichst viel vom Gespräch selbst in der Folge belassen. Und genau da geht's jetzt auch rein, wie immer mit einem Audioschnipsel, der den Beginn von Jacintas feministischer Reise beschreibt. Los geht's! (35 Sekunden Pause) [00:03:31] Also Jacinta, warum beginnt deine feministische Reise gerade mit diesem Sound, mit diesem Audioschnipsel? S01 [00:03:38]: Ja, weil ich von einer feministischen Frau erzogen worden bin und deswegen denke ich, dass ich nie diesen Moment hatte, wo man sagt, aber das ist sexistisch, sondern meine Mama hat mir immer gesagt, das und das und das und das und das und das und das und das und auch das ist sexistisch. Und ich erinnere mich nur, als ich in der Grundschule war, an der ersten Grundschule, heißt bei uns Infant School, und unsere Direktorin war eine Frau und Margaret Thatcher war eine Frau und die Queen war eine Frau und ich habe zu meiner Mama gesagt, bist du sicher, dass es wirklich so viel Sexismus gibt, wie du denkst? Weil die Chefin der Schule ist eine Frau und die Chefin des Landes ist eine Frau und die Top-Chefin ist eine Frau und meine Mama hat sich totgelacht. (...) S03 [00:04:38]: Aber was hat sie dir geantwortet? S01 [00:04:41]: Meine Mama, weil ich kenne natürlich viele deutsche Freundinnen, viele deutsche Feministinnen, die sagen, oh, meine Mama war auch Feministin und so, aber ich glaube, no offense zu ihren Müttern, die waren nicht so gut im Gehirn waschen wie meine Mama. Sie hat mir richtig den Gehirn gewaschen und sie hat mir gesagt, Margaret Thatcher ist gar keine Feministin, sie macht alles kaputt für die Frauen, sie macht Frauen kaputt, sie ist schlimmer als ein Mann und so. Und dann ich so, sorry, sorry Mom, also keine Chance. Und das war in ihrem Kopf niemals so, oh, eigentlich haben Frauen the upper hand oder sowas. Sie hat eigentlich sehr, sehr, sehr klare Verständnis von Patriarchats eigentlich und sie hat auch immer den Opfern geglaubt. Believe all women hat sie gemacht. Meine Mutter hat immer ganz klar gesehen, wie Frauen benachteiligt wurden sind und ich muss auch sagen, meine Mama ist viel mehr benachteiligt worden als ich. [00:05:44] Sie musste die Schule verlassen mit 16 und sie wollte nicht, dass ich das mache. Sie wollte, dass ich lerne und zur Uni gehe und so weiter. S03 [00:05:53]: Und warum musste sie von der Schule? S01 [00:05:55]: Ja, meine Großeltern waren so old school. Die wollten sogar, dass sie mit 15 aufhört und mit 15 in einer Fabrik arbeitet. Das war schon damals, sie ist 55 geboren, das war schon damals old school. Und die Schule hat angerufen und die Schule hat gesagt, eigentlich muss sie bleiben bis 16 und dann in einem Büro arbeiten. Eigentlich ist sie zu klug, um mit 15 zu gehen direkt in die Fabrik. Aber meine Großeltern waren so old school. Mein Großpapa hat gesagt, Frauen müssen nicht lernen, weil die werden sowieso heiraten und nur draußen arbeiten. S03 [00:06:29]: Und ich finde das halt total interessant, weil letztendlich könnte man ja dann fast meinen, du bist als Feministin geboren durch deine Mutter, weil die dich so krass geprägt hat. Und dann gibt es ja aber wahrscheinlich doch auch einen Unterschied, was für einen Feminismus deine Mutter gelebt hat und was jetzt deine feministische Perspektive ist. Was würdest du denn sagen, wann genau du das dann auch nochmal so ein bisschen reflektiert hast, was jetzt eigentlich dein Standpunkt in der ganzen Geschichte ist? S01 [00:06:57]: Also ich war auch sehr naiv, glaube ich, als Teenagerin. Ich habe einfach gedacht, die Feministinnen sind die coolen. Und ich liebte Courtney Love und so. Und ich dachte einfach, das ist cool. Das ist cool, eine Feministin zu sein. Und dann, ich erinnere mich, 2010, als ich neu bei Twitter war, hat so ein weißer Mann versucht mir zu erklären, dass weißer Feminismus eigentlich scheiße ist. Und ich habe gedacht, der redet nur scheiße, der mag Feminismus einfach nicht. Der labert nur. Und ich habe gedacht, was für ein scheißer Laber der. Und dann erst später habe ich dann mehr Women of Color, Frauen of Color, Feministinnen zugehört und so dann richtig verstanden. Richtig. Und jetzt verstehe ich, jetzt verstehe ich total die blinden Flecken von weißem Feminismus. Also wir brauchen unbedingt Jane Austen auf den 10 Pfund Schein gleichzeitig, als die [00:08:01] Frauen nicht genug Geld haben, dass sie von gewalttätigen Männern wegkommen. Ich verstehe, dass das ist, dass diese Fokussierung auf Frauen und Männer, sondern gleichberechtigt sein, ohne zu sagen, dass es anderen Unterdrückungen gibt, führt dazu, dass man denkt, weiße Frauen und weiße Männer sollen gleichberechtigt sein. Und das ist, ich verstehe, dass es kurzsichtig ist. Ich muss aber sagen, ich glaube, meine Mutter war nicht so kurzsichtig wie ich. Ich glaube, sie war wirklich, sie hat Sachen, wo es nicht scheiße gelabert hat. Aber ich glaube, sie war bei Feminismus wirklich, wirklich, ich glaube, sie hat alles ziemlich genau bestanden. Aber ja, ich habe lange gedauert, bis ich das verstanden habe, warum die Leute weiße Feministen und weiße Feministinnen kritisieren. Oder ich meine, ich will fast nicht darüber sprechen. Doch, ich will darüber sprechen. Diese ganze Trans-Debatte in Großbritannien und so, dass die Feministinnen dafür gekämpft haben, [00:09:07] dass Transfrauen nicht als Frauen eingesehen werden, das sind auch fast alle weiße Feministinnen. Und das ist durchaus zu kritisieren. S03 [00:09:16]: Ich habe das ehrlich gesagt nicht verfolgt in Großbritannien. Ist da neulich nochmal irgendwas Gesetzliches passiert? S01 [00:09:22]: Ja, also richtig krass und richtig, richtig, richtig streng. Und ich bin wirklich schockiert. Und die haben einfach gesagt, dass Gender binär ist und Gender mit biologischem Geschlecht zu tun hat und dass du bist das Geschlecht, was du geboren bist. (.) Also ziemlich krass. Und das Problem ist, dass man nicht weiß, wie dieses Gesetz benutzt wird. Oder man weiß noch nicht, was es bedeutet. Aber es ist ziemlich hart und für mich eine Überraschung. (.) S03 [00:10:01]: Und vielleicht ist es deswegen, dass mir so JK Rowling Sachen auch wieder hochgeploppt sind. Also ich hatte es so im Vorbeigehen sozusagen, hatte ich so ein paar Headlines zu ihr wieder und war so ein bisschen, hä, warum sie jetzt schon wieder? S01 [00:10:15]: Sie hat angeblich ein bisschen Geld gespendet an die Kampagne. Wobei ich glaube, dass andere Leute Geld spenden. Sorry, jetzt werde ich ein bisschen Verschwörungstheorie. Aber ich glaube, dass Konservativen aus Amerika auch viel Geld gespendet haben. S03 [00:10:30]: Aber dass gerade viel Geld in antifeministische Projekte, Dinge, wie auch immer, geht von den USA aus. Ich glaube, ist das so verschwörungstheoretisch? Also ich glaube, das ist ziemlich wahr, leider. (.) S01 [00:10:46]: Aber JK Rowling hat Geld gespendet und den Verein, ich sage Verein, die das geschafft haben. Und ich glaube auch Menschen aus Amerika, also christianweit. (.) S03 [00:10:58]: Okay, und wenn wir jetzt aber noch mal ein bisschen zurückgehen, so auf deine feministische Prägung. Du sagst, deine Mutter hat eine riesengroße Rolle dabei gespielt. Wie bist du denn aufgewachsen? Also bist du vor allem mit deiner Mutter aufgewachsen? Oder gab es da auch einen Vater, der dich auch geprägt hat? Wie sah es so mit den Großeltern aus? Wie war da so die Konstellation? S01 [00:11:17]: Also es ist ein bisschen schwer darüber zu reden. Ich bin bei meiner Mama und bei meinem Papa geboren und habe bei denen gelebt. Und mein Papa hat einen besten Freund. Aber das Problem ist, der Grund, weshalb es schwer darüber zu sprechen ist, weil diese Person in meinem Leben eine Transfrau ist. Und deswegen ist es schwer. Also auf Englisch ist es ganz leicht, so höflich zu sein. Und du kannst sagen, oh, my step-parent, dadadada. Aber auf Deutsch ist es schwierig. Und wir nennen sie jetzt Tante. Sie ist unsere Tante. (..) Und also ich bin geboren 1980. Meine Mama und mein Papa waren ganz normal verheiratet. Und dann kam diese Affäre. Und dann, ich glaube, 1981 hat meine Mama mit meiner Tante zusammengelebt. Oder 1982. [00:12:18] Ja, und meine Tante war, als sie in dieser Väterrolle war, ein bisschen sexistischer. Hat zum Beispiel meinen kleinen Brüdern immer bevorzugt. Und so. Ganz, ganz, ganz, ganz doll und ganz klar. S03 [00:12:34]: Und in der Rolle als Tante, wie hat sich da dann die Beziehung verändert? S01 [00:12:40]: Ja, die Transition kam, als wir alle schon erwachsen waren. Dann hat sie gesagt, ich möchte nicht deine Mutter sein, weil ihr habt schon eine Mutter. Jetzt nennen wir sie Tante. (..) Und ja, jetzt ist sie, ja, so schwer und so persönlich. Jetzt ist sie wie eine Tante für mich, glaube ich, geworden. S03 [00:13:01]: Ja, ich erinnere mich auch gerade, dass du ja in deinem Buch Die schlechteste Hausfrau der Welt, da schreibst du ja auch darüber. S01 [00:13:08]: Ja, genau. Und weißt du, was schwer ist? Sie ist so glücklich jetzt als Frau und sie ist so nett und sie ist so süß und nett. Aber eine nette Tante zu sein, ist schon ein bisschen sexistisch. Also sie macht uns immer Tee und sie bringt meinen Kindern immer Milkshake. Und sie ist wie eine, wir würden sagen auf Englisch, Mother Hen. Und deswegen macht es richtig Spaß, bei ihr zu sein. Also es ist sexistisch von mir, das zu sagen sogar. Aber wir gucken an und wir chillen und dann sie bringt uns Tee. S03 [00:13:40]: Ich würde gerne noch ein bisschen besser verstehen, was genau du sexistisch daran findest. S01 [00:13:46]: Bisschen so herablassen von mir. Oh, jetzt ist sie eine nette Frau. Jetzt ist sie eine gute Frau. Ich mag mal die Theken an. S03 [00:13:55]: Also du meinst jetzt einfach so ein bisschen, dass du dann auch zu sehr in diesem binären Denken verhangen bist. Von wegen, ja war ja klar, als die Vaterrolle noch ausgefüllt wurde, da hat es irgendwie nicht so viel Spaß gemacht. Und jetzt, wo es die Tantenrolle ist, also ist ja klar, weil es dann eine Frau und ist dann alles viel besser und wohliger und so weiter. Findest du das problematisch? (.) S01 [00:14:19]: Aber ich meine, es ist so ein Ding in England, wer mag die Theken an? Aber ich finde es problematisch, wie entspannend ich es finde, wenn sie die Theken anmacht. S03 [00:14:30]: Okay, ich weiß nicht. Ich finde es eher interessant, dass erst diese Rolle offensichtlich erlaubt, so caring sein zu dürfen. //S02: Ja, ja.// Ich finde es halt vor allem irgendwie schade, dass das in so einer Vaterrolle anscheinend nicht möglich war und erst in einer Tantenrolle kann man dann so aufgehen. S01 [00:14:49]: In der Vaterrolle war sie wirklich nur in meinen Brüdern interessiert eigentlich. Und jetzt mag sie es allen recht. (..) Jetzt ist es besser, als Butler zu haben. (..) S03 [00:15:05]: Und deine Großeltern, da hatte ich in deinem Buch gelernt, dass ein Teil auch aus Indien ursprünglich stammt. Ist das dann über deine Mutter oder über deine Tante? S01 [00:15:14]: Mein biologischer Papa. Ja, die kamen aus Indien. Aber meine indische Großmutter hat zum Beispiel viel gearbeitet. Sie war eine Grundschullehrerin. Mein Opa hat geliebt zu kochen. Wenn weiße Menschen zu Besuch waren, hat er normal gekocht und so. Aber wenn indische Leute zu Besuch kamen, indische Verwandten, hat er alles vorher vorbereitet. Und meine Oma sollte es nur wieder warm machen. Weil er wollte nicht, dass indische Männer, vor allem indische Männer, wussten, dass er so viel kocht. Ach so, okay. Und dann hat er sich immer aufgeregt, weil meine Oma, er hat gedacht, sie kocht so schlimm, dass sie nicht richtig organisiert das warm machen in der Küche. Und dann hat er heimlich nachgemacht in der Küche. Aber er war so stolz. Aber ich glaube nicht, dass das mich so geprägt hat. Oder ignoriere ich diese Prägung? [00:16:16] Weil alle von der Generation meines Vaters haben ihn so dafür ausgelagert und fanden das so absurd. Die andere Sache bei den Hindis ist, meine Oma dürfte nicht den Namen von meinem Opa sagen. Kennst du diese Regelung? Nee. Sie dürfte seinen Namen nicht sagen. Sie musste ihn nennen, Nandi Sahib. Wie mein Lord, Mr. Nandi, mein Lord. Ja, aber ich weiß nicht. (.) Mein Papa hat oft gesagt, ja, deine Großmutter, sie hat so sehr diese Regelung respektiert. Mehr als sie deinen Opa respektiert hat. (..) S03 [00:16:59]: Okay, es geht gleich weiter. Aber mal kurz in die Zukunft gelunzt. Wenn du möchtest, dass es noch mehr solcher Gespräche geben soll und Feminismus mit Vorsatz keine unterbezahlte Dauerbeschäftigung bleibt, dann unterstütze diesen Podcast finanziell. Am liebsten per Direktüberweisung, wobei ein Dauerauftrag natürlich Gold wert wäre, damit ich von Monat zu Monat planen kann. Die E-Bahn findest du in den Shownotes. 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S01 [00:18:22]: Meine Mama, sie hat als Teenager Marx gelesen. Und dann ist die kommunistische Partei eingetreten. Und es war einfach eine Rebellin. Sie ist katholisch geboren und katholisch erzogen. Und dann hat sie mir erzählt, als sie klein war, und sie hat total an Gott geglaubt, und an den Himmel und auch an die Höhle. Und sie hat auch total geglaubt, dass wenn du böse bist, du wirst brennen in der Höhle und das wird weh tun. Und sie hat zu mir gesagt, auch als ich total daran geglaubt habe, habe ich nie daran geglaubt, an das Gebote, du sollst deine Mutter und Vater ehren. Sie hat gesagt, ich habe immer gedacht, die haben das später dazu gefügt, dass die Kinder brav sind. Also sie war einfach eine sehr nervige Frau, was ein anderes Wort ist für jemand, der alleine nachdenken kann. Ja, sie ist 1955 geboren, also 15 in 1970. [00:19:27] Da fängt alles an mit dem richtigen Feminismus in Großbritannien. Ah, okay. Mit den krassen Sachen. (.) S03 [00:19:35]: Über wen wurde das da so angeführt? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung über 70er-Jahre-Feminismus in Großbritannien. S01 [00:19:43]: Unsere alles Schwarze war eigentlich eine Australierin, und die ist auch sehr transfeindlich jetzt geworden. Und sie ist auch ein bisschen älter als alles, glaube ich. Und sie heißt Germaine Greer. Und die hat dieses geschrieben, The Female Eunuch. Ich glaube, meine Mutter hat das gelesen. Meine Mutter hat alle die Bücher gelesen, die man gelesen haben musste im englischsprachigen Raum. Also, woran ich mich erinnern kann, ist The Women's Room, was eigentlich ein Roman ist. Und eigentlich finde ich total kitschig und einfach wie ein Bahnhofbuch. Ich verstehe nicht, aber es stand auf dem Cover, this book changes lives. Und alle haben das gelesen, ja. Als meine Mama mit meiner Tante zusammengekommen ist, meine Tante hat gesagt, ich mag es nur, wenn die Frauen Minirücke tragen. Und dann hat meine Mama mit ihrer Nähmaschine alle ihre Rücke gekürzt, sodass die Minirücke sind. [00:20:47] Okay. Also so eine Superfeministin war sie nicht. Sie hat immer noch... Sie hat immer ein bisschen Schminke getragen. S03 [00:20:56]: Und wenn wir da jetzt schon ein bisschen bei diesen... Ja, so ein bisschen so diesen Mikrofragen sind von wegen, darf ich mir überhaupt noch Make-up ins Gesicht schmieren? Wie gehst du denn mit diesen ganzen möglichen Idealen um, die es so gibt? Wie machst du das für dich? S01 [00:21:13]: Total heuchlerisch, weil ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die sagen, oh, alles ist eine Wahl. Und du darfst 20.000 Euro in deinen Stirn spritzen. Und du bist immer noch eine tolle Feministin. Ich gehöre nicht zu denen. Aber wenn ich 20.000 Euro hätte, ich würde es wahrscheinlich machen. (.) Ich sehe jetzt so gut aus teilweise, oder? Also ich denke, alle haben ein bisschen recht. Und es ist auch im Moment ganz schlimme Zeiten. Und manche sagen, ich bin so eine Feministin. Ich habe mir ausgesucht, richtig teure Skincare zu machen. Und dann andere können es nicht leisten, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Also ich habe es eigentlich nicht gereinigt in meiner Seele, was ich denke. Okay, pass auf. Wir werden nicht geboren in Lippenstift. D.h. Lippenstift ist Schminke, es ist Deco. [00:22:16] D.h. wie kann es sexistisch sein, sich freiwillig zu schminken zu wollen? Es kann nicht. Aber auf der anderen Seite, es gibt ein gehorsames Element. Und ich denke, es ist eine Lüge, wenn wir sagen, dass alle die Komplimente, die man kriegt, wenn man besser oder netter oder weiblicher aussieht, dass die uns nicht trösten. Es ist eine Lüge, wenn man sagt, ich tue das nur für mich. Und bin genervt, wenn die Leute mir sagen, das ist ein schönes Kleid. (.) S03 [00:22:48]: Nee, das kann ich nicht behaupten. Auf keinen Fall. Und ich führe dieses Experiment mit Lippenstift jeden Tag durch. (.) S01 [00:22:55]: Es tut mir leid, dass ich überhaupt, ich habe keine Antwort zu dieser Frage. S03 [00:23:01]: Doch, ich finde schon. Ich wollte nur gerade noch nachhaken, weil du meintest, manche haben nicht mal Geld, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Du kennst dich ja ein bisschen besser mit der Materie. Ausschließlich hast du ein Buch geschrieben, 50 Ways to Leave Your Ehemann. Magst du noch mal ein bisschen erzählen, wie es zu dem Buch gekommen ist? Und vielleicht auch was, du hast sicherlich auch viel Feedback darauf bekommen, viele Nachrichten von vielleicht auch Betroffenen. //S01: Ja.// Vielleicht magst du uns ja noch mal ein bisschen mitnehmen, wie das alles so war. S01 [00:23:32]: Also dieses Buch kam zustande, in dem der Verlag Nautilus hat es zu mir vorgeschlagen. Ich habe viel zum Thema geschrieben in Artikeln und Kolumnen. Und die wollten den Titel, wie man einen Mann verlässt. Und ich habe gesagt, nein, weil ich finde, das ist zweimal Mann. Und die so, nee, weil eins mit einem N. Und ich so, come on, guys. Ja, und ich habe viele schöne Feedbacks bekommen. Und einer hat mir geschrieben, ich habe wegen dir meinen Verlobten verlassen. Und ich denke, das ist das schönste Kompliment, noch besser als schöner Lippenstift. Wegen mir, danke schön. Ja, und ich finde es richtig, richtig problematisch im Moment, wo man einfach nicht umziehen kann. Natürlich, wir können alle so normale Ehepaare, die ein extra Kind bekommen, die wohnen in Kreuzberg, und die können nicht umziehen im Moment, weil die Wohnungen so crazy teuer sind. [00:24:34] Wenn es solchen Leuten nicht möglich ist, dann ist das eigentlich die Frauen in Beziehungen unmöglich im Moment. Und ich denke, es ist kein Zufall, dass zu der Zeit, wo es fast unmöglich ist, einen Ehemann zu verlassen, alle jetzt wieder so konservativ geworden sind. Ein Kind braucht einen Vater und eine Mutter und bla, bla, bla. Also ich finde, das ist kein Zufall, sondern das passt zusammen. Das ist so ein Teufelskreis. Und das ist richtig schlimm. Ich meine, ich war im Frauenhaus mit meinem großen Sohn, als er ein Baby war, 2040, 2005. Aber stellt euch vor, ich habe eine Wohnung bekommen für 297 oder so, 2 Zimmer in Friedrichshain. Natürlich, es war weniger notwendig, ins Frauenhaus zu gehen. Ich habe es trotzdem gebraucht und benötigt und so. Aber es war weniger notwendig, ins Frauenhaus zu gehen, [00:25:34] wenn es Wohnraum gab. Und im Moment gibt es das nicht. Es ist so schlimm. Und so viele Frauen bleiben bei gewalttätigen Männern in diesen Fake-Verlassen, wo man die Zimmer trennt. Ich meine nicht gewalttätig, ich meine emotional gewalttätig oder in toxischen Beziehungen. Und dann die wohnen zusammen. Es ist im Moment so schlimm und so schwierig. (..) Es tut mir so leid. Aber ich meine, es ist nicht so, dass ich denke, alle, denen es gut geht, sollen ihr gesamtes Geld an Frauenhäuser spenden oder so was. Aber ein bisschen. Ein bisschen schon, oder? (..) S03 [00:26:21]: Und wo nimmst du deine Informationen her, dass das gerade so schlimm ist? Hast du das einfach viel im Umfeld? Oder kriegst du da weiterhin viele Nachrichten? Oder verfolgst du das einfach? S01 [00:26:31]: Ja, also ich würde wirklich sagen, alleine vom Umkreis sieht man, dass es fast unmöglich ist, umzusehen. Aber dann kriege ich auch mit bei so Wohnungstauschen, Facebook oder Nachbarschaftsgruppen. Es ist unmöglich. Es ist unmöglich im Moment, für eine Bürgergeldempfängerin oder Bezieherin in dem selben Bezug umzuziehen. Oder innerhalb des Rings ist es total vorbei. Aber auch außerhalb des Rings ist es nicht leicht. Ich glaube, weniger Frauen schreiben. Ich bleibe noch bei meinem Mann in der Wohnung, weil ich glaube, dass ich keine Wohnung bekomme. Aber ich höre auch davon. Die Leute schreiben mir auch DMs und sagen mir. Es gibt auch mehr alleinerziehende Frauen. Ausgewahlte Beziehungen oder auch einfach so in Wohnungslosenheimen. Nicht nur Frauenhaus, sondern in Wohnungslosenheimen jetzt. Das ist auch krass. (..) S03 [00:27:33]: Worum soll es in deinem neuen Buch gehen? S01 [00:27:37]: Das ist ein richtiger Roman. Es geht um eine Supperclub, einen Abendessenverein für Alleinerziehende. Und diese Supperclub wird von Mammfluenza infiltriert. Was bedeutet das? Du musst es lesen. Es kommen immer Katastrophen. Ich weiß nicht, ob ich es sagen soll. Ein bisschen Koks. S03 [00:28:04]: Von den Mammfluenzern? S01 [00:28:06]: Ja, die heißen auch Cocaine Moms. S03 [00:28:08]: Damit die das alles durchhalten können, diese ganze Perfektion. Ja, genau. S01 [00:28:12]: Es ist Culture Clash und Generations Clash. S03 [00:28:17]: Inwiefern Generation? Wie alt sind die Supperclub Moms? S01 [00:28:20]: Die normalen Moms sind ältere Millennials. Die neuen Supperclub Influx sind jüngere Millennials oder Gen Z. S03 [00:28:30]: Und das ist inspiriert aus dem wahren Leben von deinem Supperclub? Oder wie ist das zu dir? S01 [00:28:36]: Der Arbeitstitel des Buches war Cocaine Moms. Der Verlag hat gedacht, dann sind die Buchhändler ein bisschen traurig. Dann hat mein Sohn gesehen, dass es in meiner WhatsApp-Gruppe Single Mom Supperclub gibt. Mein großer Sohn, der Erwachsene. Er fand das so lustig, dass ich meiner Lektorin geschrieben habe, wenn du denkst, Cocaine Moms ist zu kontrovers, dann lass uns Single Mom Supperclub machen. (.) S03 [00:29:05]: Aber die Idee dahinter ist, dass man sich beim Abendessenkochen abwechselt? Oder was bedeutet Supperclub? S01 [00:29:11]: Ja, genau. So wie der perfekte Dinner. Aber das ist auch so ein Thema bei denen, ob es tatsächlich ein perfekter Dinner ist mit Punktzählungen oder nicht. Das ist auch ein Thema bei denen. (.) S03 [00:29:24]: Sehr schön. War das für dich das erste Mal, dass es ein Roman war? Ja. Und nicht ganz so autobiografisch? Weil die Bücher davor waren ja schon sehr autobiografisch. S01 [00:29:36]: Ja, das war überhaupt nicht autobiografisch. Und wirklich fast gar nicht autobiografisch. Ich meine, es geht um Ausländerinnen, die in Berlin wohnen und die alleinerziehend sind und so weiter. Es geht nicht um einen Skilehrer in Kanada oder so was. Aber trotzdem, so unautobiografisch habe ich nie vorher geschrieben. Und es war das erste Mal, dass ich versucht habe, eine Handlung zu schreiben. Eine richtig gute Handlung. Und wie war das für dich? Ja, es hat richtig Spaß gemacht. Ich meine, es war viel anstrengender als einfach Geschichten zusammen zu sammeln und zusammen zu nähen. (.) Das war sehr anstrengend. Und ich habe manchmal gedacht, ich hasse alle diese Figuren. Aber es hat auch richtig, richtig viel Spaß gemacht. Und ich habe sie am Ende geliebt. Aber es ist natürlich schwieriger. Ich finde, ein Roman ist schwieriger. Ich finde, diese Leute, die sagen, [00:30:38] eine gute Kurzgeschichte ist schwieriger zu schreiben als ein Roman, die lügen. (.) So eine Lüge. Das ist ein bisschen unfeministisch von mir. Das ist so wie die Frauen, die sagen, ich habe heute vergessen zu essen. Das ist eine Lüge. (.) Lügen. Es ist schwieriger, ein Roman zu schreiben als eine Kurzgeschichte. Das war so schwierig. Aber ich habe jedes zweite Wochenende frei. (..) Es klingt so schlimm, als ob Mutterschaft ein Gefängnis ist. //S03: Kinderfrei.// Kinderfrei, genau. Und ich habe eigentlich diese Zeit benutzt. Und ich habe es auch gebraucht. Ich habe es wirklich gebraucht. Und hatte schon so ein Jahr lang ein bisschen wenig soziales Leben an meinen kinderfreien Wochenenden. S03 [00:31:29]: Ja, Wahnsinn. Also du hast wirklich jedes zweite Wochenende dafür genutzt, den Roman zu schreiben und unter der Woche war wahrscheinlich kaum Zeit dafür, oder? S01 [00:31:37]: Genau. Ja, so habe ich es gemacht. Und es ist nicht so super lang geworden. (..) Also ich denke jetzt, dass die alleinstehenden Männer ein bisschen faul sind. Die sollen 800 Seiten machen. (.) Wenn ich 200 Seiten geschafft habe, jedes zweite Wochenende. Was machen die die ganze Zeit? Die echten Poetinnen. (..) Obwohl ich selbst mehr zu den faulen Autorinnen gehöre, ich bin trotzdem ein bisschen sauer, wenn sehr kurze Bücher viel Literaturpreise gewinnen. Oder? (.) Ich denke, ist das nicht Schummel? (.) S03 [00:32:22]: Ist das nicht ein bisschen Schummel? Geil, allang habe ich noch nie darüber nachgedacht. S01 [00:32:25]: Ja, ich denke immer, es muss 300 Seiten geben, dann darfst du einen Preis gewinnen. S03 [00:32:32]: Okay, sehr gut. Und bei welcher Seitenzahl bist du jetzt gelandet? 200. S01 [00:32:38]: Also 200, ich darf einen kleinen Preis bekommen. S03 [00:32:42]: Einen kleinen, okay. Nein, ich wünsche dir einen großen Preis. S01 [00:32:44]: Es hat richtig Spaß gemacht. Und die Figuren, als ich fertig war, fand ich die wieder total süß. Aber die sind auch ziemlich schlimme Frauen. S03 [00:32:56]: Und welche Frau vermisst du am meisten, jetzt wo das Schreiben vorbei ist? S01 [00:33:01]: Ich glaube, die beste Figur, es sollte eigentlich keine Protagonistin geben, aber ich glaube, wenn ich auszuchen musste, dann ist Tamara die Protagonistin. Sie ist einfach sehr, denke ich, widersprüchlich. Sie ist eine sehr strenge Feministin, aber sie ist auch sehr menschlich. S03 [00:33:19]: Und was für einen Widerspruch gibt es zum Beispiel bei Tamara? S01 [00:33:23]: Ja, sie ist gemein gegenüber anderen Frauen, oder sie kann gemein sein. Ich finde, das ist immer so eine Frage. Wie gemein darf ich sein? Diese Katy Perry Frage. Wie heißt die alte Bürgermeisterin? Wie heißt sie? Giffey. (.) Ich habe immer gedacht, die Leute, die sagen Giffey, die wollen sie verarschen, weil wir Engländerinnen, wir haben sie immer Giffey genannt. Und dann ich dachte, Giffey, das war so eine Beleidigung. Nein, so soll man ihren Namen richtig aussprechen. Ich bin so schlecht integriert. (.) Ich habe gedacht, es ist so, wie wenn die Leute sagen, das ist Merkel. Aber ich finde, das ist so eine interessante Frage, so ein interessanter Gedanke. Wann darf ich eine Frau kritisieren? Natürlich darf ich Margaret Thatcher kritisieren. Sie hat so viel Schaden eingerichtet. Sie war so schlimm. Aber dann gleichzeitig dieses Feiern, dass sie tot ist. (.) Sexismus hat keine Rolle gespielt bei diesen Feiern. [00:34:24] Sexismus hat eine Rolle gespielt. Und trotzdem, sie war so scheiße, dass es mehr egal war. (.) Katy Perry, ist sie eine Feministin, weil sie ins Weltall geht? Nein, natürlich nicht. Aber dann auf der anderen Seite, sind wir gute Feministinnen, wenn wir sie mehr kritisieren, als wir Jeff Bezos und Elon Musk kritisieren. Nein, ich finde das total interessant. Und dann wie bei Giffey. Ich habe sie nicht gemocht. Ich habe ihr Gesicht nicht gemocht, wenn ich ehrlich bin. Ich habe ihre Frisur nicht gemocht. Ich habe sie nicht gemocht. Wie sehr darf ich über sie lästern? Ich habe ein Meme geliked, wo sie sich mit der Frau von Harry Potter verglichen hat. (.) Umbridge. Dann habe ich es unliked, weil ich dachte, (.) ich finde es eine total interessante Frage. Und ich denke auch, wenn man sagt, um eine Feministin zu sein, darfst du niemals eine Frau kritisieren [00:35:25] oder niemals über eine Frau lästern. Das ist unrealistisch. Wir sind alle Lästerschwester, wie man sagt. Meine Mutter war die beste Lästerschwester der Welt. Wir können alle lästern. Wir sind nur Menschen. Frauen sind auch Menschen. Wir hängen mit Frauen rum. Wir müssen über sie lästern. S03 [00:35:49]: Aber wir müssen auch über Männer lästern. Und alles dazwischen. S01 [00:35:53]: Wir müssen viel über Männer lästern. Aber das Problem ist, es ist so langweilig. Männer sind immer gleich scheiße. Die sind immer dumm und sexistisch. Sorry, wahrscheinlich würdest du das aufschneiden. (.) Die sind alle dumm und sexistisch und haben nichts Geschnalltes, was richtig ist. Aber Frauen sind immer widersprüchlich. Deswegen macht es mehr Spaß zu sagen, sie denkt, sie ist eine gute Feministin. Aber eigentlich behandelt sie ihren Sohn viel anders als ihr. (.) Das macht so viel mehr Spaß, als zu sagen, der ist ein schlechter Papa. (.) Das ist langweilig. Die sind alle schlecht. (.) Unbefriedigend. Sind alle schlecht? Nein, ganz viele sind nett. Meine Söhne sind nett. (..) S03 [00:36:44]: Das war es. (..) S01 [00:36:47]: Meine Söhne. (...) Es gibt einen Papa bei der Schule, der nett ist. (..) Nein, ich mache Spaß. Natürlich sind not all men gemein. Haben wir das auch noch mal gesagt. S03 [00:37:03]: Vielleicht können wir in dieses Spiel reingehen, was ich vorbereitet habe. Das heißt, das letzte Mal. Es soll nach Anekdoten fragen, die dir als erstes einfallen. Zum Beispiel, warte, ich suche eine erste Frage raus. Das letzte Mal, das geht anderen auch so, dachte ich. Dann müsstest du quasi vervollständigen. (.) S01 [00:37:27]: Weißt du, was ich bemerkt habe? (.) Es passt nicht wirklich zu diesem Ding. Aber es ist meine Version davon. Was ich bemerkt habe, ich habe ein Kind bekommen in Deutschland 2004. Und dann ein Kind bekommen 2017. Was ich bemerkt habe bei dem Kind, was ich in 2017 bekommen habe, was ich bemerkt habe, wenn ich so gucke, ich war so naiv. Ich war so ahnungslos. Ich war so unschuldig. Ich habe immer mich verglichen mit Poetry-Slammer und Lesebühne-Autoren, die Kinder hatten. Ich habe immer gedacht, die können so viel schaffen. Wie schaffen sie das? Aber ich schaffe es nicht. Aber ich war eine alleinerziehende Frau. Deswegen war es schwer für mich. Das ist das Gegenteil von es geht anderen so. Ich habe bemerkt, nein, es geht anderen viel leichter. Dann habe ich bemerkt, es geht anderen so. S03 [00:38:24]: Kann ich auch gut nachfühlen, dass man sich ganz oft fragt, was mache ich denn falsch? S01 [00:38:29]: Ja, ich war so naiv. Ich habe mich verglichen mit Jungs, die Kinder so alt haben wie meins, aber eine Frau zu Hause. Ich habe gedacht, warum schaffen die es, so viele Poetry-Slam zu gehen? Bist du dumm, Jacinta, in 2008? Ich will zurückgehen und sagen, bist du dumm, eine Frau zu Hause ist wie eine kostenlose Babysituantin. Natürlich haben sie es geschafft. Ein Kind und eine Frau zu haben, ist das selbe wie kinderlos zu sein. Mehr oder weniger. Ich war so dumm. Dann habe ich gedacht, es geht anderen auch so. Ich weiß nicht, ich glaube, ich denke das nicht so oft. Ich frage mich immer, geht es allen so schlecht mit früh aufstehen für die Schule? Das macht mich kaputt. Ich denke, geht es allen so schlecht? Aber ich glaube, wenn du in der U-Bahn sitzt und du guckst die Gesichter der deutschen Bevölkerung an, ich glaube, es geht allen so schlecht. Die würden alle lieber zwei Stunden schlafen, oder? [00:39:31] Ja, das glaube ich auch. Die wählen die ganze Zeit AfD, aber eigentlich wollen sie die Linke wählen. Wollen einfach nur schlafen. So traurig sehen sie aus. Ich glaube, die Linke muss nur Werbung machen in 7 Uhr, 8 Uhr in der U-Bahn. Und dann kriegen wir ein ordentliches Deutschland an. Weil ich glaube, niemand möchte da sitzen. Niemand sitzt da glücklich. S03 [00:39:52]: Ja, manchmal kann es so einfach sein. Ich habe ja jetzt auch den Vergleich zwischen erstes Babyjahr und man ist nie ausgeschlafen. Und jetzt so langsam komme ich wieder zu meinem Schlaf und bin ein völlig anderer Mensch. Also das kann schon der Hebel sein, auf jeden Fall. Ja. Ich gucke mal nach der nächsten Frage. (..) Das letzte Mal, dass ich bewusst Raum eingenommen oder gegeben habe, war? S01 [00:40:15]: Ich versuche immer bei meinem Sohn, bei meinem Kleinen, mich nicht aufzuregen, wenn er sagt, nein, das mag ich nicht, nein, ich bin wütend auf dich. Und dann so, ich akzeptiere deine Gefühle. Das Problem ist, je mehr du das magst, desto mehr gewöhnen sie sich daran. Und jetzt, wenn ich sage, ich akzeptiere deine Gefühle, er so, es macht mich so wütend, wenn du das sagst. Du sagst das immer, wenn ich wütend bin. Also manchmal denke ich, es würde schneller gehen, wenn ich sagen würde, hör auf jetzt. (.) Nimm einfach diesen blauen Lolli. (..) S03 [00:40:53]: Da passt ganz gut die Frage von meiner letzten Interviewpartnerin. Ich frage immer die Interviewpartnerin vom letzten Interview, was ich quasi die nächste Interviewpartnerin fragen soll. Und das letzte Mal hatte ich mit der Rapperin Suki gesprochen. Und ich würde dir einfach mal die Frage vorspielen, die sie sozusagen jetzt an dich stellt. (..) S02 [00:41:16]: Meine Frage wäre, hast du dich schon mit Adultismus aus feministischer Perspektive befasst? Und wenn ja, was sind so deine Schritte darin? Also inwiefern denkst du Adultismus und Feminismus zusammen? Und wie äußert sich das in deiner politischen Praxis? (.) S01 [00:41:33]: Adultismus, ne? Ich bin wirklich einverstanden mit den Menschen, die sagen, dass Adultismus echt ist. Ich bin wirklich auf der Seite der Menschen, die daran glauben. (.) Aber ich verstehe es tatsächlich praktisch nicht. Zum Beispiel gestern Nacht hat mein Sohn mich gefragt, ist es wirklich Zeit fürs Bett? Wenn ich wirklich nicht adultistisch wäre, würde ich sagen, was denkst du? Oder, ne? Und ich habe gesagt, ja, weil es ist 9.30 Uhr und wir haben morgen Hut. Und wir müssen um sieben aufstehen. Also es ist wirklich jetzt Zeit fürs Bett. Also das ist das, was ich nicht verstehe. Die Kinder, ich verstehe es nicht. Wie soll ich ohne Adultismus zu betreiben dafür sorgen, dass er genug schläft? [00:42:34] Ich weiß, wenn ich ein richtiges Hippie wäre und ich wohne in Australien in einem Van, ne? Und ich unterrichte ihn zu Hause in dem Van bei einem kleinen Fluss und so. Dann verstehe ich, dann verstehe ich, dann könnte das klappen. Der geht ins Bett, wenn er will. Ich gucke auch immer die schlechtesten Eltern der Welt aus Australien und so. Ich mag das so sehr. Ich verstehe, wie es so klappt. Aber in unserer Gesellschaft, wie klappt das? Ah ja, und den Zusammenhang zwischen Adultismus und Feminismus, ich weiß nicht. Gibt es einen Zusammenhang? Ich habe nur Jungs. Also ich verstehe es nicht, ob es einen Zusammenhang gibt für mich. Ich denke manchmal feministische Mütter, die sehr überfordert sind und angestrengt und der Kapitalismus ist scheiße, die sind manchmal zu streng mit unseren Jungs und es passiert manchmal, dass wir projizieren auf unschuldige kleine Jungs. [00:43:41] Hässliches männliches Verhalten, ne? Die sind eigentlich unschuldig. Muss man aber sagen, die kriegen die ganze Zeit schlechte Botschaften von YouTube und von Lehrern und von Schulen und so. Also, ja, die sind unschuldig, aber die sind auch von Sexismus geprägt, ne? S03 [00:43:59]: Hast du das bei deinem größeren Sohn auch richtig beobachten können, dass der über TikTok oder wie auch immer da so influenced wurde? (.) S01 [00:44:07]: Der ist 2004 geboren, also der hatte eine wackelige Phase, aber der ist jetzt super feministisch und super. Also, es geht. Aber er hatte schon eine wackelige Phase mit 14, glaube ich. Ich habe viel Schwachsinn mit ihm geguckt. Es war noch nicht TikTok so sehr, also YouTube. Ich habe nichts verboten und viel Schwachsinn mit ihm geguckt und ich glaube, wir haben die Kurve gekriegt. Und ich denke, jetzt ist alles so schlimm, dass man einfach Sachen verbieten muss. Ich denke, jetzt sind wir in anderen Zeiten. Wir sind in der Welt von Trump sitzt auf dem Thron und Andrew Tate und so. Es sind schwierige Zeiten und wir können nicht mehr so naiv sagen, ich glaube, das war richtig zu dem Zeitpunkt. Ich habe nichts verboten, sondern mit ihm geguckt, diese Leute, PewDiePie und so langweilig. [00:45:10] Es war auch so langweilig, aber ich denke, das war richtig in der Zeit vor Trump oder während Trumps erstem Amtszeit. Und wir sind jetzt, leider, ich hasse es zu sagen, wir sind jetzt richtig drin in dem Faschismus. Und wir müssen einfach unseren Jungs sagen, nein, das guckst du nicht. Und ich habe meinem Kleinen gesagt, sofort, dass ein YouTuber, was du guckst, auch wenn es bei YouTube Kids ist, sofort, wenn ein YouTuber, was du guckst, sagt, dass er Jolly Depp mag, musst du ihn blockieren. Und sofort, ne? Und wir blockieren, blockieren, blockieren. Und dann sagst du mir, ich bin traurig darüber, dass ich bla bla bla blockieren muss. Nein, müssen wir leider. Weil es gibt so viele, ich weiß, ich klinge jetzt selbst so streng, aber es gibt so viele gefährliche Ideen im Moment. (.) S03 [00:46:03]: Was würdest du denn sagen, weil du hast gerade gesagt, du hast dann mit deinem großen Sohn noch die Kurve gekriegt. Kannst du das beschreiben, wie ihr die Kurve gekriegt habt? Ich kann mir vorstellen, dass das viele interessiert. S01 [00:46:12]: Ich glaube, ehrlich gesagt, dass ich nicht so viel damit zu tun habe, sondern seiner Freundinnen, ich hasse das zu sagen. S03 [00:46:22]: Dass sie da auch ihre Arbeit geleistet haben. S01 [00:46:24]: Ja, so, thanks girls, danke Mädchen. Ich glaube, das war seiner Freundinnen. Und er ist einfach älter geworden, er ist jetzt 20. Aber ich will alles nicht kleinreden oder schönreden, ne? Ich will nicht sagen zu anderen Alleinerziehenden und anderen Müttern, wenn deine Teenager machen Witze über sexistische Witze, sollst du das ignorieren. Ich will das nicht sagen. Ich musste es ignorieren, weil er so viel gemacht hat. Weil er das nur gemacht hat, um bei mir eine Provokation zu erzielen. Deswegen musste ich es ignorieren. Aber wenn ihr bessere Eltern seid als ich und eine bessere Beziehung habt, dass eure Teenies nicht so sehr in die Trotzposition kommen und nicht so sehr alles ablehnen, dann kann man weiter mit denen reden und sagen, warum ist dieser Witz nicht lustig? Oder warum ist dieser Witz lustig? Warum ist es lustig, diese Idee, dass Frauen nicht fahren können? [00:47:26] Warum funktioniert dieser Witz? Was ist an diesem Witz gefährlich? Was ist an diesem Witz falsch? Warum existiert dieser Witz? Ich finde, das ist schon ein interessantes Gespräch. S03 [00:47:39]: Das stimmt. Welche Frage hättest du denn an meine nächste Interviewpartnerin? Ich weiß noch nicht, wer es sein wird, aber was würde dich interessieren? (.) S01 [00:47:48]: Was sollen wir für die Zukunft tun, um gegen diese Akzeptierungen von Vergewaltigung und Vergewaltigungskultur zu bekämpfen? S03 [00:48:00]: Okay. Dann zum einen haben wir jetzt über viele Herausforderungen gesprochen, mit denen die feministische Bewegung so zu tun hat. Wo würdest du denn die größte Herausforderung sehen? Und wie bleibst du auch motiviert, dran zu bleiben in diesem ganzen feministischen Diskurs und irgendwie weiterzumachen, weiterzukämpfen und sich eben nicht zurückzuziehen? (.) S01 [00:48:26]: Ich denke, dass wir so schnell vergessen haben, wie viel erreicht worden ist. Wir haben so schnell gedacht, 2017 ist MeToo und dann ist MeToo vorbei und jetzt gibt es keine Vergewaltigungskultur mehr. Und sogar ich habe das geglaubt. Und dann waren wir so bei Deb Hurd, also ganz viele Feministen waren so verwirrt und so, oh, Amber muss die Täterin sein, weil MeToo fertig ist und jetzt, oh, oh, das ist so verwirrend. Wir dürfen nicht vergessen, wie schnell alles sich geändert hat. Als Amber Hurd und Johnny Depp, und die sind 22 Jahre auseinander, aber als beide geboren sind, war Vergewaltigung in der Ehre keine Straftat. Also worüber reden wir? Natürlich müssen unsere Gehörner mit der Realität des Gesetzes kommen, muss nachholen, natürlich. Und ich denke auch, wir haben jetzt ein Problem mit dem Faschismus und mit dem rechten Christentum und das ist unser großes Problem. [00:49:33] Und ich habe auch richtig Schiss und ich denke, dass es sehr dunkle Zeiten für Frauen und für Queers und für Behinderten und für Ämeren und für Nicht-Weißen kommen können. Das sind gerade sehr schlimme Zeiten. Aber ich denke trotzdem, wenn wir erinnern, woher wir kommen und wie schnell wir Fortschritte gemacht haben, dann können wir verstehen, was zu tun ist und dass wir wach bleiben müssen. (.) Das Woke, wie die Amerikaner sagen, wir müssen wach bleiben. Wir müssen erinnern, die Menschen waren so schockiert, ganz nette, nette, gebildete, nette, weiße Feministen, waren so schockiert von dem Hass, der gegenüber Amber geschüttelt worden ist. Die waren so schockiert. Wir müssen erinnern, das war das einzige Mal, wo eine Frau gesagt hat, du kennst meinen Namen, du kennst seinen Namen. [00:50:37] Diesen Mann, deren Namen du kennst, er hat mich vergewaltigt. Wann in der Zeit vor Amber war ein Vergewaltigungsopfer mehr geschützt als sie? Wann? Es gab es nicht. Das Zimmermädchen in New York mit Strauss-Kahn, alle waren so sicher, dass sie lügt. Wir müssen verstehen, woher wir kommen. Wir müssen verstehen, dass wir gerade am Anfang sind. Und hoffentlich, hoffentlich rede ich nicht so viel Scheiße, hoffentlich gewinnen wir. Aber es ist nicht vorbei, es hat sich noch nicht richtig angefangen. Und vielleicht gewinnen wir aber. Vielleicht gewinnen wir. (.) Vielleicht bin ich sehr, sehr naiv, aber ich glaube, dass die Menschen eigentlich ziemlich gut sind. Sogar Männer. (.) Die Menschen sind eigentlich ziemlich gut. Und ich glaube, sie werden vielleicht irgendwann mal diesen christlichen Nazismus ablehnen. [00:51:41] Und dann können wir wirklich anfangen, Vergewaltigungskultur zu zerstören. S03 [00:51:49]: Vielleicht. Ich hoffe es. Vielen Dank, Jacinta. (.....) Das war Feminismus mit Vorsatz mit Feminismen in Aktion. Denk dran, den Podcast in deiner App zu bewerten und ihn genau jetzt einer weiteren Person per Messenger zu schicken. Ich danke Jacinta für ihre Offenheit und verbleibe wie immer mit feministisch vorsätzlichen Grüßen. Tschüss!

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