Folge 13 - QUEER - Maybe it’s a girl crush, maybe you are queer (Teil 1)
Lass mal Geschlechterrollen auflösen und frei leben! Nur wie? Vielleicht kann die queere Community da weiterhelfen. Schließlich lebt es sich dort abseits der gesellschaftlichen hetero-Mann-Frau-Normen - da werd' ich mir ja wohl was abgucken können! Blöd nur, dass queere Menschen marginalisiert werden. Das erklärt zumindest, warum auch ich erstmal meinen Zugang zu queeren Themen finden musste. Sie finden nunmal nicht in der Mitte der Gesellschaft statt. Ich wage mich also vor, erst vorsichtig-unwissend, dann begeistert.
In dieser Folge kläre ich mit Dr. Michaela Dudley, was queer überhaupt bedeutet, aus wem sich die queere Community zusammensetzt und welche Forderungen diese vielen verschiedenen Menschen haben.
Erzähl doch mal - max. 5 Minuten für „Nachsatz - das feministische Tagebuch“
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Shownotes zur Podcastfolge:
Meg-John Barker & Julia Scheele: Queer - eine illustrierte Geschichte
Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter
Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht
Margarete Stokowski: Untenrum frei
Jayrôme C. Robinet: Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund
Linus Giese: Ich bin Linus - Wie ich zum Mann wurde, der ich schon immer war
Dr. Michaela Dudley
https://www.diva-in-diversity.com/
https://www.michaela-dudley.de/
https://www.instagram.com/dr.michaela.dudley/
Realitäter*innen Podcastfolge mit Dr. Michaela Dudley
Dr. Michaela Dudley auf 3sat:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/gespraech-mit-michaela-dudley-100.html
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/marsha-p-johnson-102.html
Queer Lexikon: https://queer-lexikon.net/glossar/
Zündfunk Generater Podcastfolge zu 30 Jahre „Gender Trouble“
Margarete Stokowski in der taz: Simone, wo bist du?
Das Selbstbestimmungsgesetz aus Sicht einer Betroffenen auf jetzt.de
Beschluss eines Gesetzesentwurfs für den Schutz von inter Kindern
„Stiefkindadoption“ für homosexuelle Paare
Streamingtipps:
Arte Doku „Nicht Frau, nicht Mann“
Disclosure (Doku auf Netflix)
Pose (Serie auf Netflix)
Der Projekt Kiezchor freut sich ebenfalls über Aufmerksamkeit auf Facebook und natürlich über Booking-Anfragen für After-Corona-Partys: booking@projektkiezchor.de
Credits:
1000Dank an Dr. Michaela Dudley, alle Sprachnachrichtler*innenden, Alessa und dem Projekt Kiezchor!
Coverdesign: Svenja Limke
Titelmusik: Louis Schwadron


Transkript
Die Folge als Text!
Bitte beachte: Das Transkript wurde automatisch mit noScribe Vers. 0.5 erstellt und ist nicht perfekt.
S03 [00:00:22]: Das ist Feminismus mit Vorsatz, der Podcast rund ums F-Wort. Mit mir, Laura. (..) Das letzte Mal wurde gefeiert. Tatsächlich scheint das Männlichkeiten-Thema aber ein viel brisanteres gewesen zu sein, als mein publiker Podcast-Geburtstag. Zumindest bekomme ich dafür nach wie vor tolles Feedback. Männer fragen mich, wo sie sich austauschen können. Ich könnte ja glatt hoffnungsvoll werden. Derweil hatte ich allerdings eher damit zu tun, die Männlichkeiten-Brille wieder aus meinem Sichtfeld rauszukriegen. Ich habe alles nur noch in toxischer Männlichkeit begründet gesehen. Ja, diese und jene schlimme Sache muss auch aufgrund von Männlichkeitsnormen existieren und die und die. Naja, und vielleicht ist das ja auch so, aber leider ist diese Sicht auf Dauer ganz schön frustrierend und ich habe das nicht so gut vertragen. (.) Deswegen, naja, ich habe die Männlichkeiten-Brille jetzt vielleicht nicht abgesetzt, aber sie ist jetzt wieder unschärfer eingestellt, damit ich auch noch andere Perspektiven säten kann. Diesmal geht's nämlich in queere Gefilde. Aber erstmal tausend Dank für alle Komplimente und lohnenden Taler, die ich einfahren durfte. [00:01:24] Bester Dank geht vor allem an die Unterstützer in Beke, Antje, Anna, Stephanie, Sarah, Markus, Tobias, Marie, Alisa, Claudia, Alexa, Ruth, Luise, Julia, Anna-Sara, Laura und Heike. Wenn auch du spürbar Danke sagen möchtest und willst, dass die Reise noch eine Weile weiter geht, kannst du mich via Steady oder Paypal unterstützen. Die Links dazu findest du in den Shownotes. Und wenn's dir hier so lange zu ruhig ist, bin ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gerade woanders zu hören. Im Lila Podcast hab ich nämlich die Gelegenheit, aus dieser Entdeckungsreise hier raus zu zoomen und mehr oder weniger zusammenhangslos irgendwo anders rein zu zoomen. Beim ersten Mal bin ich beispielsweise mit Sham Jaff im Libanon gelandet. Hör mal rein, zumindest ich hab mal wieder viel gelernt. (..) Nicht nur die Männlichkeiten-Folge wurde in diesem Podcast mit einem Lass mal Geschlechterrollen auflösen und frei Leben beendet. Die Frage, die sich mir nun aber stellt ist, wie? (.) Ich bin als Mädchen in meine gesellschaftliche Rolle als Frau hineingewachsen. [00:02:25] Auch wenn sich die Grenzen ausweiten, weiß ich mindestens unterbewusst, was von mir als Frau erwartet wird. Nun entsprach ich diesen Erwartungen bisher, wenn auch nicht immer mit Leichtigkeit, zumindest hab ich bisher keinen großartigen Widerwillen verspürt, mich als Frau zu identifizieren oder als nicht-männerliebend. Das macht sich ja auch ganz gut in einer Gesellschaft, die hetero und cis als Norm begreift. Du passt nicht in die für dich vorgesehene Schublade, du willst eine andere oder am besten gar keine, na da verlangst du was. (..) Andererseits leben viele queere Menschen ja schon ein Leben, was ich mir für mich noch nicht mal vorstellen kann. Da häng ich also in meinem binären Mann-Frau-Denken, diesem naturgegebenen, ja es ist eben so und frag mich, wie ich mein durch und durch heteronormatives Leben queeren kann. Hab ja eigentlich nichts damit zu tun, oder? (.) Wie kann es sein, dass ich lesbische Freundinnen und schwule Freunde nicht zu denen da, zu diesen queeren da erzähle? [00:03:26] Sind ja schließlich Freundinnen, Helga und Hilde von dem Mann. Ja denke ich an die LGBTQIA-plus-Community sind das für mich ferne Leute. Warum ist das so? (.) Stelle ich mir dann queere Menschen genauer vor, sehe ich entweder zwei weiße verheiratete Typen in ihrer stylischen Loft-Wohnung oder bunte Vögel, die in ihrer Sexualität und ihrem Geschlecht fluide sind und mich verwirren. Woher kommen diese Vorstellungen? (.) Und weil mir die queere Community offensichtlich irgendwie abgeschlossen, für mich unerreichbar, für sich stehend vorkommt, dazu gehören hätte sein Preis. Zumindest denkt sich das mein Hirn, wenn ich eine Frau ganz schön schön finde und dann einen Maybe it's a girl crush, maybe you are queer Sticker sehe. Also vielleicht schwärmst du nur für ein Mädchen, aber vielleicht bist du auch queer. Und dann werde ich panisch, weil was wenn ich Echtfrauen toller als toll finde und dann für immer und ewig lesbisch bin, nur weil ich ihr Lächeln schön finde und jetzt muss ich meine komplette Identität hinterfragen und mir einen Coming-out-Film angucken, wie [00:04:29] man das alles macht und irgendwelche Frauen nochmals sexen und überhaupt, da bleibe ich doch lieber hetero. Als ob das eine Entscheidung wäre. (...) In meinem Leben sah es bisher so aus. Hauptsache nicht auffallen und lieber nach der Norm leben. Auch wenn es hier und da weh tut, ich quetsche mich rein. (.) Aber so wird es nix mit dem Auflösen der Geschlechterrollen. Und der ehrlichen Solidarität mit der queeren Community. (.) Ich möchte diese Norm hinterfragen, allein damit ich sagen kann, dass ich sie nicht einfach blind akzeptiert habe. Egal, ob am Ende rauskommt, dass ich eigentlich ganz anders leben will oder ob ich mich nochmal bewusst dafür entscheide, wie ich aktuell lebe. (.) Ich habe in der Telegram und WhatsApp-Gruppe, zu denen du die Links in den Shownotes findest, gefragt, was sich andere zu queerem Leben denken. S04 [00:05:18]: Das schien mir jetzt nicht wahnsinnig eloquent, was ich darüber gedacht habe. Das habe ich jetzt komplett ohne googeln oder irgendetwas. S03 [00:05:26]: Welche Fragen stellen sich andere zu diesem Thema? Und was könnte meine Gedanken entkrampfen? S04 [00:05:31]: Zu LGBTQI weiß ich selber super wenig und würde gerne alles und mehr darüber erfahren. S03 [00:05:40]: Okay, fragen wir die Profis. S01 [00:05:42]: Hallo Laura, hier ist Lena vom Lila Podcast. Ich bin in einer queeren Patchwork-Familie aufgewachsen. Meine Mama lebt seit über 17 Jahren mit einer Frau zusammen. Also seit ich circa 9 Jahre alt bin, lebe ich mit zwei Mamas, wenn man so möchte, zusammen. Und daher verbinde ich mit Queersein eben was ganz Persönliches, weil es natürlich meine Familie direkt betrifft, aber außerdem halt auch was ganz Normales, weil ich eben mit lesbischen oder bisexuellen Identitäten von klein auf groß geworden bin. Und dass es aber gesellschaftlich betrachtet noch nicht wirklich in der Normalität in Anführungsstrichen angekommen ist, das merke ich immer dann besonders, wenn ich meine Familienkonstellation erklären muss und Menschen dann ganz verwundert nachfragen, wie es denn dazu kam, wie das für mich war oder auch ganz absurde Fragen stellen, wie zum Beispiel, wer bei uns zu Hause mehr die Vaterrolle und wer mehr die Mutterrolle übernommen hat. Also Menschen versuchen ständig homosexuelle Familien in ein heterosexuelles Raster zu [00:06:47] stopfen, was natürlich überhaupt nicht funktioniert, aber was mir in meinem Alltag schon ziemlich oft begegnet ist. (..) S07 [00:06:56]: Queerness bedeutet für mich vor allem, dass ich so leben kann, wie ich leben möchte. Das bedeutet in diesem Fall mit einer Familie und einem Kind, aber auch polyamorös und in alle Richtungen offen. (.) Und lustig ist, dass ich jahrelang irgendwie halt in so einer linken Szene irgendwie drin war, wo der Begriff immer da war, aber ich den tatsächlich niemals für mich als einen Begriff gesehen habe, der auf mich passen würde. Das war nochmal ein ganz anderer Prozess, aber inzwischen ist es das. Und queerness ist tatsächlich für mich einfach irgendwie so offen und frei leben zu können, wie es auch so irgendwie möglich ist, ohne dabei andere zu verletzen. S03 [00:07:33]: Vielleicht sollten wir erstmal klären, was queer überhaupt bedeutet. S06 [00:07:37]: Queer sein kenne ich unter der Verwendung, dass verschiedenste sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten, die eben nicht heteronormativ geprägt sind, als queere Menschen bezeichnet werden. S05 [00:07:50]: Alle, die homosexuell lieben oder transsexuell sind, die zählen für mich bei queer rein. Aber auch alle, die das unterstützen oder auf jeden Fall nichts dagegen haben, zählen für mich bei queer rein. Aber? S08 [00:08:04]: Für mich ist es ein anti-identitärer Begriff. Also ich verstehe ihn eher als Begriff, der sich quasi gegen Normen setzt, gegen Werte setzt. Und ich würde daher von mir sagen, ich lebe queer, ich versuche politisch queer zu sein, so was würde ich vielleicht sagen. Aber ich würde eher nicht sagen, ich bin queer und bin aber auch völlig fein damit, wenn andere Leute es als Identitätskategorie für sich verwenden. (.) Genau für mich ist es halt eher ein Prozess, sich gegen Gesellschaft und dortige Normen und Werte zu stellen. S03 [00:08:38]: Da will ich meine Gedanken entkrampfen und dann wird es nur noch verwirrender. Ganz normale queere Familien, queere Menschen, die sich erst nach Jahren so bezeichnen oder es eben gerade nicht tun, weil sie nur queer leben und lieben, aber nicht queer sind. Und queer lieben ist eben nicht hetero, aber wenn man solidarisch mit der queeren Community ist, dann kann man auch als heterqueer sein? Du merkst, auch mit einer näheren Begriffsbestimmung wird das Nicht-Heteronormative nicht unbedingt klarer. Diese gesprengten Grenzen, verwirrend. So ging es auch zwei Sprachnachrichtler in, die sich statt so vieler Kategorien im Grunde wieder eine einzige gewünscht haben. Die des Menschen. Der eine verglich es mit einem Schrank, der über das Leben hinweg immer mehr Schubladen bekam. Erst waren da nur Mann und Frau, dann war er lesbisch und schwul, bisexuell, dann noch eine für Transmenschen und so weiter. Der Schrank wurde immer größer und unübersichtlicher und ein Abriss zugunsten einer Truhe, in die alle Menschen reinpassen, scheint eine naheliegende Lösung zu sein. [00:09:41] Die andere Sprachnachrichtlerin erzählte, S04 [00:09:44]: Das ist etwas, was Unwohlsein in mir auslöst, wenn es sich so trennt voneinander, dass es dann die normale Gruppe gibt und dann die Untergruppe oder die Nebengruppe oder was auch immer. Irgendwann ist die wahrscheinlich viel größer als die heteronormative Gruppe, wenn man jede Abweichung sozusagen dann das andere Lager bedeutet. Ich empfinde es so, dass in der Sexualität die Grenzen total fließend sind und dass jeder Mensch ein gewisses Spektrum in sich trägt. Ich sehe das Bedürfnis dahinter, Minoritäten eine Stimme zu geben und dadurch diese Bezeichnungen zu finden. Gleichzeitig hat es für mich etwas Austrennendes. Ich frage mich, ob es Möglichkeiten gibt, die Minorität teilwerden zu lassen, inklusiv zu haben und dass es auch dadurch selbstverständlicher wird, für Menschen, die sich vielleicht gerade [00:10:44] noch als heteronormativ denken, zu sein, sich ihrer tendenziellen pluralistischen Sexualität zu nähern. Das ist ja auch nur ein fiktives Ding, diese Rollenbilder, die wir erschaffen haben von Mann und Frau, dass eigentlich fast niemand diesem Bild entspricht. Also eigentlich müssen sozusagen dann entweder alle Menschen auswandern und Teil dieser Buchstabenkette werden oder hoffentlich kann man die Buchstabenkette bald weglassen. S03 [00:11:17]: Was sind denn die Gründe für die Komplexität? Warum muss es eben doch der Buchstabensalat sein? Der queer lebende, sich persönlich aber nicht als queer identifizierende Sprachnachrichtler von eben hat sich die Mühe gemacht, mir schriftlich Rede und Antwort bei dieser Frage zu stehen. Wichtig war ihm die Unterscheidung zwischen Wunsch und Realität. Natürlich wäre es super, wenn wir alle einfach nur Menschen wären. Aber so ist es ja leider nicht. Es werden Unterschiede gemacht. Deshalb hat ihn das Ganze auch sehr an, ich sehe keine Hautfarben, für mich sind alle Menschen gleich in Rassismusdebatten erinnert. Denn selbst wenn es für dich persönlich so ist, bist du damit nicht in der Mehrheit. Die Erweiterung von LGB war notwendig und das sie die Sprachnachrichtlerin ja auch, weil ansonsten viele Lebensrealitäten unter den Tisch gefallen wären und eben erst durch das Benennen sichtbar wurden. (.) TIQA+, also trans-, inter-, queere und asexuelle Personen existierten natürlich auch schon [00:12:19] bevor sie benannt wurden, sie wurden aber viel zu oft ignoriert. Das heißt, die Diskriminierung war schon vorher da und die Gruppen, die hinter den Buchstaben stehen, wurden nicht erst als das Andere oder Nichtnormale gesehen, nachdem es das Label für sie gab. (.) Klar wäre es super, wenn als nebensächlich abgetane Gruppen nicht mehr ins Abseits geschoben werden würden. Dafür kämpfen wir. Aber es ist leider erst mal nicht abzusehen, dass dieses schiefe Machtverhältnis sobald gerade gerückt wird. Und deswegen braucht es die Benennung im Jetzt und Hier. (.) Gleichzeitig ist es verständlich, dass LGBTQIA++ für manche unübersichtlich wird. Es gibt alternative Begriffe, wie zum Beispiel MOGAI, Marginalized Orientations, Gender Alignments and Intersex. Manche drehen die Reihenfolge der Buchstaben aber auch einfach um oder ordnen sie nach dem ABC, um der Hierarchie der einzelnen Gruppen zu entkommen. Denn auch in der queeren Community werden eher die Belange des weißen Mannes gehört. [00:13:23] Homosexuelle Männer und ihre Anliegen dominieren die Diskurse zum Teil sogar so stark, dass der Sprachnachrichtler manchmal das Gefühl hat, wir könnten statt von LGBTIQA++ auch von GGGGGGGG für GAY GAY GAY GAY sprechen. Ich werde in dieser Podcast-Folge Queer als Überbegriff nutzen und hoffe, dass das für alle okay ist. (...) S02 [00:13:47]: Ich bin ein bisschen alleine mit allem, was ich habe und ein bisschen schwarz. (..) Allein auf einer Plattform, der Wind und der Regen und der Traurige und die einsame Gesichter. Geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, geh weg, S00 [00:14:21]: Und 70er-Jahre war Queer eigentlich aus Beleidigung gedacht. You're queer. S03 [00:14:29]: Das ist Dr. Michaela Dudley. Sie ist Kolumnistin, Kabarettistin, Keynote-Rednerin, eingepfleischte Veganerin und Blacktivistin. S00 [00:14:38]: Ich bin eine Frau ohne Menstruationshintergrund, aber mit Herzblut. Also in der Regel. (..) Ich bin Transfrau. Ich komme in etlicher Hinsicht vom anderen Ufer. Ich wohne in Berlin und ich bin journalistisch und auch künstlerisch tätig. S03 [00:15:00]: Michaela ist promovierte Juristin, hat sich aber bald ihrer aktivistischeren Laufbahn als Journalistin und Kabarettistin zugewandt. S00 [00:15:07]: Mein Kabarettprogramm heißt eine eingepfleischte Veganer-Domina-Seed vom Leder. Ich schreibe für die Siegessäule, das ist eine LGBTQ-Seitschrift hier in Berlin. Ein wunderbares Magazin und zwar nicht nur für die Community. Es ist tatsächlich das meistgelesene Stadtmagazin Berlins. Jura habe ich studiert, aber ich bin nicht in der Hinsicht juristisch tätig. Aber ich wollte eher außerhalb des Systems unterwegs sein. S03 [00:15:41]: Ich habe Michaela zum ersten Mal im RealitäterInnen-Podcast gehört und war total überrascht, wie gut ich mich in ihre Sicht der Dinge einfühlen konnte. Deshalb wollte ich unbedingt, dass sie noch mehr Leute hören. In unserem Gespräch hat sie ganz viel Geduld mit mir bewiesen und jede noch so dämliche Frage leicht verständlich beantwortet. Auf meine Und was verstehst du jetzt unter Queer-Frage liefert sie sogar gleich noch einen geschichtlichen Abriss mit. S00 [00:16:07]: Es war wirklich böse gemeinteigend, du bist homosexuell und außerdem verrückt etc. So um die 80er Jahre herum, wir Queers, damit anfingen, den Begriff für uns zu reklamieren. Wir wollten den Hass, der dahinter steckte, in keinerlei Weise verharmlosen. (.) Aber mit dem Reclaiming des Begriffes wollten wir sagen, wir bestimmen, was es bedeutet. Im Grunde genommen umfasst es der heteronormativen Gesellschaft Widersprechen ob aus homosexuelle, bisexuelle, lesbische Personen oder in den Nuanzierungen dazwischen, quasi ein Überbegriff. Wir sind queer, wir sind stolz, wir sind ähnlich wie gay. Gay ist quasi auch ein Überbegriff, manchmal wird unterschieden gay und lesbien Gay quasi für die Jungs und lesbien für die Jungen. [00:17:08] Wie macht man dann die Unterscheidung? So queer ist alles umfassend. Wenn wir asexuelle und intersexuelle Personen mitbevorsichtigen, also aus Rücksicht denkt man, okay, vielleicht soll man nicht davon ausgehen, dass sie automatisch so bezeichnet werden wollten. Dann kommen noch mehr Buchstaben dazu. Aber für mich ist queer im Großen und Ganzen so ein Überbegriff. S03 [00:17:40]: Sich queer, was wörtlich übersetzt eher seltsam, komisch, schräg heißt, als positiven Begriff anzueignen, ist eine aktivistische Strategie, die zum Beispiel auch bei den Slutwalks angewendet wurde. Als queer bezeichneter Aktivismus kam in den 80ern dann vor allem als Reaktion auf die Aids-Krise auf. S08 [00:18:00]: Ich habe so kennengelernt, dass es ein politischer Bündnisbegriff war, der einfach viele Menschen vereint hat. Und es hat für mich einfach viel mit Widerstand und Aufbegehren zu tun. Und deswegen mag ich diesen Begriff in diesem Kontext auch sehr, weil es eben zeigt, es hat was mit Politiken, mit Gleichberechtigung, mit Rechten zu tun und nicht nur mit einer Form von Anderssein. S03 [00:18:24]: Im Queer-Lexikon heißt es, dass der Begriff queer vor allem von Menschen gebraucht wird, die ihre Identität als außerhalb der gesellschaftlichen Norm ansehen. (.) Außerdem kann queer als Überbegriff für Menschen benutzt werden, die nicht in die romantischen, sexuellen und oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen. Queer ist aber auch eine Theorie-Richtung und ein Wissenschaftszweig, in dem Schubladendenken aufgebrochen wird, verschiedene Unterdrückungsformen miteinander verknüpft gedacht werden sollen und insbesondere Sexualität als ein Ort der Unterdrückung untersucht wird. (....) Und nun zurück zum Interview mit Michaela. (..) Eine Freundin von mir hatte mir mal ihre Definition erzählt und vielleicht kannst du das ja mal ein bisschen abgleichen, ob du das auch so sehen würdest. Sie meinte, unter queer versteht sie zum einen die sexuelle Orientierung und zum anderen Gender Identity. [00:19:24] Also wenn die einfach abseits von heteronormativen Vorstellungen ist, aber auch, und da hat sie sich dazu gezählt, wenn man generell so gesellschaftliche Normen und Kategorien für sich ablehnt, also wenn man jetzt vielleicht gar nicht unbedingt homosexuell oder trans oder was auch immer ist, sondern gesellschaftliche Normen auch einfach nur ablehnt, würdest du das auch so alles unter queer verstehen? S00 [00:19:49]: Für mich persönlich würde ich schon eine Verankerung in der Nicht-Heteronormativität haben wollen. Man kann gegen die heteronormative patriarchalische Gesellschaft sein, ohne selbst homosexuell zu sein. Das ist ja natürlich auch möglich. Schon aus Gründen der Solidarität kann man das schon sein. Aber für mich persönlich, queer bedeutet nicht heterosexuell. Das ist mein persönliches Empfinden. Aber diese Sachen sind auch fluide im Laufe der Zeit. Eine meiner Heldinnen, Marsha P. Johnson, hat sich selbst aus Drag Queen und Transvestit bezeichnet, weil zu ihrer Zeit der Begriff Transgender bzw. Transfrau kaum existierte. Heutzutage, wenn man eine Transfrau mit einer Drag Queen gleichsetzen würde, wäre das etwas übergriffig. [00:20:50] Ich zum Beispiel, ich lebe als Transfrau und auf der Bühne bin ich weiterhin eine Transfrau. Das ist für mich keine Rolle im strengsten Sinne. Drag Queen wäre bei mir eigentlich nicht angebracht. Ich spiele nicht die Frau, ich bin die Frau, die gewisse andere Rollen spielt. S03 [00:21:12]: Also nochmal zum Mitschreiben. Travestie-Künstlerinnen, Drag Queens und Drag Kings als auch Transsexuelle oder Transgender Personen sind nicht das Gleiche. Während Travestie-Künstlerinnen in verschiedene Rollen des anderen Geschlechts schlüpfen, ist Drag mit einer festen Rolle verknüpft. Du kennst vielleicht Olivia Jones, die als Drag Queen das nächste Mal eben nicht plötzlich als Johanna Olivier kommen würde. Ihre Rolle steht fest. Allerdings lebt sie nicht 24 sieben als Frau. Und das ist wiederum der Unterschied zu Transpersonen. Linus Giese hat in seinem Buch Ich bin Linus, wie ich zu dem Mann wurde, der ich schon immer war ein sehr hilfreiches Kapitel zur Sprache veröffentlicht. (.) Er betont zum Beispiel, dass Trans immer ein Adjektiv ist. Es beschreibt eine Person. Sie ist witzig, intelligent, schön und eben auch trans. Das ist eine von vielen Eigenschaften. (.) Transgender beschreibt Menschen, die Geschlechtergrenzen überschreiten. [00:22:13] Das suchen sie sich nicht freiwillig aus, sie werden so geboren. Geprägt hat den Begriff Aktivistin Virginia Prince in den 70ern. Ihr wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet, sie identifizierte sich aber als Frau. Ihren Körper wollte sie trotzdem nicht operativ verändern lassen. (.) Und so geht es einigen Transpersonen. Nicht alle Menschen, die sich als trans identifizieren, wollen auch ihre Körper verändern. Das widerspricht dem verbreiteten Denken, dass bei Transmenschen ursprünglich medizinisch irgendwie was schief gegangen ist, was aber durch eine Operation behoben werden kann. Manche Transmenschen entscheiden sich für eine soziale Transition, indem sie zum Beispiel ihren Namen ändern und ihren Personenstand und vielleicht ihren Kleidungsstil. Vielleicht aber auch nicht. Manche wollen auch die medizinische Transition machen und nehmen Hormone. Manche wollen sich operieren lassen. Manche wollen wie ein cis Mensch aussehen, manchen sieht man das Transsein an. Es ist einfach sehr individuell. (..) [00:23:15] Transsexuellen Menschen hingegen ist es wichtig, ihre Körper durch Hormonbehandlung und eine Operation an das andere binäre Geschlecht angleichen zu lassen. Linus Giese gibt dabei aber zu bedenken, dass transsexuell eine veraltete Bezeichnung ist. Das Problem ist, dass aufgrund des sexuell in transsexuell viele denken, es hätte etwas mit Sexualität zu tun, mit Sex, wie auch immer. Aber ne, wir sind hier immer noch beim Thema Geschlecht. Und das gibt ja nicht vor, mit wem wir Sex haben. (.) Der Begriff ist also nicht unproblematisch. Es gibt aber natürlich nach wie vor Personen, die sich selbst so bezeichnen. Von außen sollte man Transpersonen aber nicht automatischer als transsexuell bezeichnen. (..) Wie oft und plump die Frage nach der OP im Alltag kommt, kann man übrigens sehr gut im Buch von Jérôme C. Robinette Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund nachlesen. Und natürlich auch seine passende Antwort. Die Unterscheidung zwischen Virginia Prince wurde bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet, [00:24:21] sie identifizierte sich aber als Frau, kann man auch mit dem Unterschied zwischen Englisch Sex, das biologische Geschlecht und Gender, die Geschlechtsidentität, beschreiben. In der Männlichkeitenfolge kam das auch schon mal so ein bisschen durch. Bei vielen Menschen stimmt die Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht überein, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, cis. Aber nicht alle Menschen können oder wollen in dem Geschlecht leben, dem sie bei der Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugeordnet wurden. Trans. Und Transmenschen wissen genauso wie cis Menschen am allerbesten, welches Geschlecht sie haben. Transmänner sind Männer und Transfrauen sind Frauen. Egal wie ihre Genitalien aussehen oder ob sie schon operiert wurden. Es geht ja um die Identität und die kann nicht umoperiert werden. Bekannt für diese Unterscheidung zwischen Sex und Gender wurde Judith Butler mit ihrem Buch Gender Trouble, beziehungsweise Das Unbehagen der Geschlechter. Das war 1990. (.) [00:25:23] 41 Jahre früher, im Jahr 1949, veröffentlichte Simone de Beauvoir ihren 900 Seiten starken Klassiker Das andere Geschlecht, Le Deuxième Sex. Daraus stammt auch der berühmte Satz, man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es. (.) Frau sein ist nach Beauvoir also auch schon damals eine gesellschaftliche und nicht in erster Linie eine biologische Tatsache gewesen. Weibliche Körpermerkmale zu haben, bedeutet für sie erstmal gar nichts. Deshalb heißt es öfter, dass Beauvoir die Unterscheidung zwischen Sex und Gender eingeführt hätte. (.) Gleichzeitig blieben für sie Menschen, die aus dem Muster von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit herausfielen, Sonderfälle. Naja, und das ist ja wohl nochmal zu diskutieren. (.) Zum Beispiel anhand Judith Butlers Theorien. Nach ihrem Buch ist der seit Menschengedenken gültige Zusammenhang von Sieht aus wie eine Frau, ist also eine Frau, liebt deshalb Männer, nicht entsteingemeißelt. [00:26:29] Nach Judith Butler ist es vielmehr so, du hast einen Körper, du kannst eine Identität performen und du kannst begehren. (..) In meiner Bibel zum Thema der Graphic Novel namens Queer steht dazu, wenn Geschlecht also keine natürliche und stabile Identität ist, die wir aufgrund eines männlich oder weiblich definierten Körpers haben, was ist es dann? Butler sagt, dass Geschlecht etwas ist, was man tut, performt. (..) Eine Geschlechtsidentität zu performen, beschreibt Margarete Stokowski in Untenrum frei. Denn im Kindergarten wird die kleine Margarete mit ihrem Mirelle Mathieu-Topfschnitt oft für einen Jungen gehalten. Daraufhin beginnt sie mit einer Piepsstimme zu reden, die klingt wie ein Hamster, um den man langsam die Faust schließt. In der Hoffnung damit dem Ideal einer Disney-Prinzessin näher zu kommen. (..) [00:27:29] Mir hilft diese Unterscheidung irgendwie, mich dem Frausein nicht so ausgeliefert zu fühlen. Meine Geschlechtsmerkmale mögen weiblich sein, aber das muss nicht mein Leben, meine Identität bestimmen. Damit sich alle Mitglieder unserer Gesellschaft wohler fühlen, muss zunächst anerkannt werden, dass Geschlecht und Sexualität vielfältig und fließend sind. Das kann sich alles im Laufe eines Lebens verändern. Und es müssen vermeintliche Gegensätze wie männlich-weiblich oder homo-hetero hinterfragt werden. (..) Glücklicherweise gibt es immer mehr Möglichkeiten, sich nicht einordnen zu müssen. Miley Cyrus gibt an, nicht das Bedürfnis zu haben, ihr Geschlecht oder ihre Sexualität zu benennen. Und Kirsten Stewart glaubt, dass wir gar nicht herausfinden müssen, ob wir homo- oder hetero sind. (......) Gleichzeitig können Labels auch sehr hilfreich sein. Lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, inter-, nichtbinär, pansexuell, asexuell. [00:28:37] Mittlerweile gibt es für zahlreiche Nuancen von Gender und Sexualität einen passenden Begriff. Das bedeutet für viele Menschen, die sich nicht im heteronormativen System sehen, eine große Erleichterung. Wenn es einen Begriff dafür gibt, muss es anderen auch so gehen. Man ist vielleicht doch nicht so allein wie gedacht. Und auch für heterosexuelle Menschen öffnen sich Spielräume, wenn sie lernen, dass da noch so viel mehr ist als nur homo- oder hetero-, männlich- oder weiblich. (...) Schwierig wird's, wenn das eigene Umfeld nicht wahrhaben will, wie man sich selbst sieht. Es vielleicht sogar als Trend abtut, als Phase oder Schlimmeres. Wie gesagt, man sucht sich das nicht aus. Bis heute können Trans-Personen zum Beispiel den Geschlechtseintrag und Namen offiziellen Dokumenten nicht einfach selbst wählen. Die Grünen sind da wohl dran, aber bis jetzt braucht es knapp 2000 Euro und zwei psychotherapeutische Gutachten, die bestätigen, dass AntragstellerInnen auch wirklich das entsprechende Geschlecht haben. (.) [00:29:40] Dafür müssen unter anderem intime Fragen zu Unterwäsche, Masturbationsverhalten und Sexleben so stereotyp wie möglich beantwortet werden, damit man auch ja in die jeweilige Schublade passt. Nur unter einem Prozent der Fälle werden abgelehnt, das heißt, man könnte sich das Prozedere auch einfach sparen. (..) Jérôme C. Robinette schreibt in seinem Buch Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund, dass er es sowieso nicht versteht, warum man das eigene Geschlecht nachweisen muss. Die meisten Menschen sind ja anscheinend davon überzeugt, dass das Geschlecht ganz offensichtlich ist. Warum muss es dann nochmal im Pass stehen? Was bringt das? Wenn Jérôme, so argumentiert er, jemanden kennenlernt, bekommt er ja auch nicht zuerst den Pass zu Gesicht und kann sich dennoch in die Person verlieben und sich sogar fortpflanzen. Es funktioniert also alles, obwohl das Geschlecht nirgendwo festgeschrieben ist. Man kann ja trotzdem über Geschlecht reden, auch wenn es, wie Religion und sexuelle Orientierung ja auch, nicht im Pass steht. [00:30:44] Außerdem habe ich neulich die Arte-Doku Nicht-Frau Nicht-Mann gesehen und die hat mich sehr bewegt und auch in einer knappen Stunde gut vermitteln können, wie es manchen Interpersonen geht. So haben Interpersonen ihr eigenes Geschlecht. Das scheint gesellschaftlich jedoch inakzeptabel zu sein, denn es wäre doch so schön einfach, wenn auch diese Menschen eindeutig, man sagt auch dyadisch, männlich oder weiblich wären. Deshalb werden bis heute Babys und Kinder operiert, obwohl das medizinisch nicht notwendig wäre. Das beschließen Eltern, die nicht wissen, wie sie mit ihrem intergeschlechtlichen Kind und vor allem der verwirrten Welt drumrum umgehen sollen. Der Wunsch, es dem eigenen Kind leichter zu machen, indem es gesellschaftlich akzeptiert wird, ist natürlich zu respektieren. Allerdings werden mit der OP auch große Risiken eingegangen. Sexuelles Empfinden kann vermindert, wenn nicht völlig zerstört werden und natürlich kann sich die OP auch auf die Fähigkeit, Kinder zu zeugen oder zu bekommen, auswirken. [00:31:47] In der Doku wird mehrmals angesprochen, dass das Leben so schwierig werden kann, dass Interpersonen versuchen, sich umzubringen. Aktuell wurde ein Gesetzesentwurf beschlossen, der ein Verbot für Eltern vorsieht, in solche Behandlungen einzuwilligen. Aber wie das eben so ist, das dauert und natürlich wäre es viel besser, wenn sowas nicht verboten werden müsste, sondern einfach klar ist, dass man nicht an Babys rumschnippelt, nur damit sie besser in die Gesellschaft passen. (10 Sekunden Pause) Lena vom Lila-Podcast ist ja, wie sie vorhin schon erzählt hat, in einer Regenbogenfamilie aufgewachsen. Auch sie hat dazu schon des Öfteren ziemlich schlimme Aussagen zu hören bekommen. S01 [00:32:36]: Ganz, ganz schlimm sind auch Aussagen wie zum Beispiel, oh, zum Glück ist deine Mama lesbisch geworden und nicht dein Papa schwul. Bei Frauen finde ich es ja nicht so schlimm, aber bei Männern geht das ja gar nicht. Und sowas hat mich natürlich immer am meisten getroffen, weil es auf der einen Seite natürlich ganz krass homophob ist, aber weil es auf der anderen Seite auch eben wieder zeigt, dass zwei sich liebende Frauen in der heterosexuellen Welt erotisiert werden und deshalb eben von weißen, cis-heterosexuellen Menschen als in Anführungsstrichen nicht schlimm betrachtet werden. Und das ist tatsächlich was, was mir auch nicht selten begegnet ist und mich eigentlich bis heute immer noch total fertig macht. Aber neben dieser persönlichen Ebene erfahren queere Familien natürlich auch auf der strukturellen Ebene verschiedene Formen der Diskriminierung. Meine Eltern durften beispielsweise ganz lange nicht heiraten. Die Ehe für alle ist ja erst seit wenigen Jahren erlaubt. [00:33:36] Und außerdem haben queere Paare zum Beispiel immer noch Nachteile, wenn es um Adoption geht. Bei zwei Männern wird beispielsweise oft gesagt, dass sie Kinder nicht großziehen könnten, weil hier ja eine Mutter fehlen würde, was super absurd ist. Und bei lesbischen Paaren, wenn eine Frau von beiden schwanger wird, ist es zum Beispiel für die andere Frau super kompliziert, das Kind nach der Geburt zu adoptieren und so weiter. Also das sind so Mechanismen, die auf der strukturellen Ebene immer noch ganz krass wirken. S03 [00:34:07]: Dabei geht es um ein Gesetz, das die Mutterschaft definiert. Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat. Die zweite Elternstelle wird anschließend geregelt. Vater eines Kindes ist der Mann, der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist. Elternteile mit anderen Geschlechtern werden nicht erwähnt. Als die Ehe 2017 für alle geöffnet wurde, vergaß man wohl, diese Regelung auch noch umzuschreiben. (.) Das heißt, wenn zwei verheiratete Frauen ein Kind bekommen, ist die Mutter so lange alleinerziehend, bis das Kind auch von dem zweiten Elternteil offiziell adoptiert wird. (..) Bei heterosexuellen Paaren kommt diese Stiefkindadoption zwar auch vor, aber nur, wenn zum Beispiel die Frau ein Kind in die neue Beziehung mitbringt und der neue Partner auch das Sorgerecht haben möchte. Homosexuelle Paare hingegen müssen immer adoptieren, egal wie lange sie schon zusammen sind. [00:35:08] Und es braucht sau viele Formulare, dauert und kostet Geld. (.) Zwei verheiratete Männer können Kinder adoptieren, aber die Wartelisten sind lang. Leihmutterschaft ist verboten. Ist einer der Männer biologischer Vater, liegt das Sorgerecht automatisch erstmal nur bei der Mutter. Sie muss der Vaterschaftsanerkennung und dem geteilten Sorgerecht zustimmen und danach kann der Partner das Kind noch adoptieren. Dafür muss die biologische Mutter ihr Verwandtschaftsverhältnis zu dem Kind aber rechtlich aufgeben. (.) Da gibt's gesetzlich also durchaus noch Nachholbedarf. Na und gleichzeitig weißt du ja, wie das so ist. Ein Gesetz zu haben ist das eine, aber dann auch die gesellschaftliche Akzeptanz dafür zu erreichen. Ich meine, dass alle Menschen gleich sind, ist ja auch gesetzlich verankert. Aber ja, siehe Podcast. (.........) [00:36:08] Das war der erste Teil zum Thema Queer. Im zweiten Teil soll es darum gehen, was queeres Leben mit Feminismen zu tun hat. Michaela stellt Marsha P. Johnson nochmal genauer vor und erzählt, was sie sich von FeministInnen wünscht. Sie erklärt auch, warum sie J.K. Rowlings Aussagen nicht nur für transfeindlich, sondern auch für antifeministisch hält. Und ich schaue mir nochmal genauer an, was genau das Problem von diesen sogenannten TERFs ist. Außerdem hören wir in das queer-feministische Tagebuch von Kate rein. Ich danke schonmal Michaela und natürlich allen SprachnachrichtlerInnen für diesen ersten Rutsch in queere Gefilde und verbleibe wie immer mit feministisch vorsätzlichen Größen. Tschüss und bis gleich.