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Medienbib

Hier poste ich fortlaufend kleine Empfehlungen aus der Welt der feministischen Medien.

Das Allermeiste wurde als Quelle für den Podcast "Feminismus mit Vorsatz" genutzt.

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Bücher

Bücher

Alte weiße Männer

von Sophie Passmann

Zugegeben, ich habs „nur“ gehört (das ging auf Spotify). Was Spaß macht, denn Sophie Passmann höchstpersönlich liest. Ich hab ein bisschen was gelernt, am meisten aber über weitere eh schon berühmte Männer unserer Gesellschaft. Und das hätte ich persönlich nun eigentlich nicht gebraucht. Ich verstehe das Buch eher als Versöhnungsangebot zwischen Feminist*innen und den, die bisher noch nicht so viel von Feminismen halten - darunter sind sicherlich auch einige von diesen sogenannten „alten weißen Männern“. Mein Gefühl war, dass das Buch deshalb einfach nicht wirklich für mich - die sich ja schon Feministin nennt - geschrieben ist. Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein gutes Geschenk für Leute ist, denen mensch einen sanften Einstieg in die Materie geben möchte. Nicht gleich nur noch mit all diesen wütenden Frauen, sondern eben gemütlich mit ein paar Männern 😉

#einstiegsdroge #sachbuch

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Warum Feminismus gut für Männer ist

von Jens van Tricht

Das Buch ist gut geschrieben, niedrigschwellig und ich mag, dass Jens van Tricht auch immer wieder autobiografische Bezüge verwebt. Ich persönlich bleibe dann immer eher dran, als wenn durchweg "sachlich" geschrieben wird. Im Grunde ist das Buch auch eher eine Überleitung von der Frage, wo sich Männer im Feminismus verorten können (wie in Folge 10), zu der Frage: Wie können sich Männer von ihrer starren Männerrolle emanzipieren und wie kann Männlichkeit mehr als Menschlichkeit gelebt werden (wie in Folge 11)? Dadurch ergaben sich einige Aha-Momente :)

#einstiegsdroge #Männlichkeiten

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Stand up!

von Julia Korbik

Meiner Ansicht nach die beste Feminismus-für-alle-Bibel zum immer wieder Nachlesen und Durchblättern und Neues entdecken. Es gibt ne Menge zu lernen und gleichzeitig ist das Buch einfach! Nur! Schön! Perfekt für den ersten Überblick zum Thema Feminismus. Deshalb hab ich das Buch schon in der 2. Podcastfolge wärmstens empfohlen.

#Einstiegsdroge #Sachbuch

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Untenrum Frei

von Margarete stokowski

Das Buch hab ich mal kurz weg gelegt, um zu atmen und dann gings auch schon wieder weiter. Hammer. Ähnlich wie im Podcast werden wissenschaftliche Fakten mit zum Teil Autobiografischem von Margarete Stokowski verwoben. Also entweder du findest dich darin wieder oder lernst was Neues: So oder so eine Win-Win-Situation. Und weil ich ihre Ausführungen zu dem Feminismus-Label auch nicht hätte besser sagen können, ist die 8. Podcastfolge gespickt mit Stokowski-Zitaten.

#Einstiegsdroge

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100 seiten feminismus

von barbara streidl

Dieses Buch versucht auf 100 Seiten zu bündeln, was seit Jahrhunderten so vor sich geht: Geschichtliches wird von Kästen unterbrochen, in denen Mediales empfohlen wird - insofern lässt sich genauso gut reinblättern wie drin verschwinden. Eignet sich auch gut als Begleitlektüre für den Lila Podcast!

Dort ist auch Kathrin Rönicke zu hören, die ein 100-Seiten-Reclam-Heftchen zum Thema Emanzipation geschrieben hat.

#Einstiegsdroge #Sachbuch

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We should all be feminists von

Chimamanda Ngozi Adichie

Mittlerweile zweimal gehört, hat Chimamanda Ngozi Adichie hier ein klares Manifest geschrieben, das eigentlich in allen Lebenslagen wiederholt gelesen oder gehört werden kann: Wenn mensch einen Einstieg sucht, wenn mensch sich gerade wieder mal nicht mehr so sicher ist, warum mensch sich das Leben mit der Feminismus-Brille eigentlich so schwer macht oder eben, wenn mensch gerade voll im Flow ist und Lust auf motivierendes feministisches Futter hat. In meiner 8. Podcastfolge zu Popfeminismus kommt „We should all be feminists“ natürlich zur Sprache, schließlich sprach Chimamanda Ngozi Adichie mehrere Zeilen davon in Beyoncés Hit „Flawless“ ein, während diese sich vor einem riesigen FEMINIST-Schriftzug einen abdänzte.

#Einstiegsdroge #Essay

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Der ursprung der liebe

von liv Strömquist

Geburtstagsgeschenke machen war im Jahr 2018 sehr einfach. Der Ursprung der Liebe hier, der Ursprung der Liebe da - ich arm, der Avant-Verlag ein bisschen unärmer, die Beschenkten glücklich: Wie gut ist bitte diese Graphic Novel? Haben Liv Strömquist und ich wirklich denselben Humor oder passiert das nur in meinem Kopf? So oder so, ich zerkekse mich regelmäßig über ihre trockenen Kommentare und ihrem Mut, vor Kitsch und Kritzelei nicht zurückzuschrecken. Das Beste: Mensch wird auch noch schlau. Zu lernen gab's zum Beispiel, woher Jungfräulichkeit als Ware eigentlich herkommt, was an Monogamie fragwürdig ist, warum es Whitney so lange mit Bobby ausgehalten hat und überhaupt, was eben diese Liebe ist. Oder zumindest, was sie damalsdamals, damals und heute sein könnte.

#Beziehungsformen #Graphicnovel

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Ich fühl's nicht

von liv strömquist

Im März 2020 erschienen, stellte diese Graphic Novel für mich einen wahren Anker in der Corona-Zeit dar. Es geht um: LOVE. Na gut, erstmal gehts um NO LOVE - Strömquist geht nämlich der Frage nach, wie es sein kann, dass Leonardo di Caprio in regelmäßigen Abständen neue, aber austauschbare Freundinnen hat und da offensichtlich nie so tiefe Gefühle entstehen, als dass mensch einfach mal zusammen bleiben wöllte - er fühlt’s einfach nicht! 

Soziologin Eva Illouz steuert seeehr viel Inhalt bei, denn sie ist Expertin in Fragen zur Liebe im Kapitalismus. 

Ich habe gelernt, dass vor 200 Jahren die Frauen die Rolle der Kühlen übernahmen, während sich die Männer zum vor Emotionen triefenden Affen gemacht haben, um ihre Angebetete rumzukriegen. Wo sich heute so manche Frauen tummeln, um in jedem Komma einer Whatsapp-Nachricht eines Mannes die Verheißung auf Hochzeit und Kinder herauslesen zu wollen, wären es damals also eher die Typen gewesen, die sich solchen Anstrengungen unterworfen hätten. Warum? eine große Familie war Zeichen ihrer Potenz. Heute genießen auch Männer ohne große Nachkommenschaft Ansehen. Also wozu der ganze Aufwand. Leider bedeutet diese Unabhängigkeit, Flexibilität und Bindungsfreiheit: NO LOVE. Für Liebe braucht es Selbsthingabe. Dazu müssen wir auch das Risiko eingehen können, Leid zu erfahren. 

In Strömquists schwarz-weiß-Kritzelfiguren, Zeitungsauschnitten und witzigen Randbemerkungen gehe ich sowieso in LOVE auf und am Ende war ich überzeugt, der Liebe wieder mehr Platz einzuräumen. Denn irgendwie, und das finde ich so schön, ist sie mit das antikapitalistischste was wir machen können: Love, love, love…

#Liebe #Graphicnovel

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Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche

von Reni Eddo-Lodge

Reni Eddo-Lodge schrieb sich mit ihrem Buch an die vorderste Front der Antirassismus-Literatur. Die „Feminismusfrage“ bekam trotzdem ein ganzes Kapitel. Denn auch sie hatte oft den Eindruck, dass Feminismus farbenblind ist und Hautfarbe einfach nicht so viel Sendezeit bekommt wie Girlpower. Andererseits schreibt sie davon, dass Feminismus ihre erste große Liebe war. Sie sagt, dass ihre feministische Denkweise der Ursprung ihrer antirassistischen Denkweise war und gleichzeitig ein gutes Werkzeug, um ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln. So überschneiden sich Bewegungen und gehören zusammen. Ein offenbarendes Buch, das ich z. B. in der 6. Folge zu "Wir leben in einer Welt, widdewidde wie sie dem Manne gefällt" zitiere.

#antirassismus #sachbuch

Warum ich nicht länger mit Weißen über H

Netzfeminismus

von Annekathrin Kohout

Nachdem ich auf der Lesung von Annekathrin Kohout und Kathrin Weßling in der Kindl Brauerei war (Sophia Zessnik berichtete für die taz), landete das Buch auf meinem Geburtstagstisch. Es ist klein und fein und leicht zu lesen. Im Buch werden zwei Netzfeminismen unterschieden: Zum einen der schriftliche, intellektuelle Feminismus, der #aufschrei oder #metoo hervorgebracht hat und zum anderen der visuelle Netzfeminismus, der zum Beispiel Bilder wie die einiger aufgeschnittener Früchte hervorbrachte, die aussehen wie Vulven. Annekathrin Kohout geht es um letztere: Sie macht einen ausgedehnten Ausflug in digitale Bildkulturen, bespricht Male Gaze, Femvertising oder Popfeminismus. Deshalb eigenete sich das Buch auch als Grundlage für meine 8. Podcastfolge zu „Popfeminismus - Na wenn Beyoncé das sagt…“.

#netzfeminismus #sachbuch

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Kleine Geschichte des Feminismus im euro-amerikanischen Kontext von Patu & Antje Schrupp

Geschichtliche Fakten in Bildern - das trifft meinen Geschmack schonmal ganz gut. Auch wenn es ästhetisch nicht ganz mein Fall ist (bisschen viel Schrift pro Bild und die Typographie ist so eine komische Kursiv-Schrift von der Stange), überzeugt der Inhalt auf ganzer Linie. Es werden jede Menge wichtige Feminist*innen genannt und ein guter Überblick im euro-amerikanischen Kontext geboten. Ich blättere immer mal wieder rein, um mich zu erinnern und zu orientieren.

#einstiegsdroge #comic

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Boys Don't Cry

von Jack Urwin

Viel zitiert in Folge 10 und Folge 11 - da bewegend, auch wenn ich dem Schreibstil nicht allzu viel abgewinnen kann, vielleicht klingts als Hörbuch besser? Denn Jack Urwin schreibt hier und da eher wie er spricht, nimmt sich für meinen Geschmack etwas zu oft selbst aufs Korn, auf so eine entwaffnende Weise, nur in strange. Das Intro ist mir aber ein Willkommenes, er nimmt Leser*innen an die Hand, sich selbst auch, bleibt niedrigschwellig, suchend und doch klärend. Sicherlich ist seine Lektüre für viele ein guter Einstieg in dieses: „Ach weinen wäre doch ok?“ - und das ist ja wohl ein revolutionierender Gedankenanstoß!

#einstiegsdroge #Männlichkeiten

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queer
von meg-john barker & julia Scheele

Wer Durchblick sucht und gleichzeitig ein paar Grabungsarbeiten im Kopf aushalten kann, empfehle ich die Graphic Novel "QUEER" vom Unrastverlag. Das Thema ist komplex und der Versuch es visuell herzuleiten und trotzdem differenziert zu bleiben, hätte echt schief gehen können. Ist aber meiner Meinung nach nicht passiert! Es liest sich natürlich trotzdem nicht weg wie so ne gute alte BRAVO-Lovestory, aber sagen wirs so, selbst wenn ich Butler und Foucault hier rumliegen hätte, wären die Bücher immer noch eher Dekor und ich immer noch ein bisschen unwissender. "QUEER" schafft es, einen Zugang zu legen und ein grobes Verständnis zu schaffen. Und NAJA, vielleicht wirds auch noch mal was mit mir, Butler und Foucault. Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall besser auf ihre Texte vorbereitet. Und für die Podcastfolgen zu "QUEER" stand mir das Buch sowieso wacker zur Seite 💜

#einstiegsdroge #queer #comic

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Ich bin linus
von linus giese

Weiße Menschen sprechen als Individuuen, BIPoCs sprechen immer gleich für eine ganze Gruppe - so ungefähr habe ich das von Alice Hasters gelernt. Nachdem ich "Mein Weg von einer weißen Frau zu einem jungen Mann mit Migrationshintergrund" von Jayrome Robinet gelesen hatte, dachte ich insgeheim auch, dass ich über die Gruppe der trans Personen damit erstmal genug gelesen hatte. Auweia. Natürlich wurde ich eines Besseren belehrt: "Ich bin Linus" von Linus Giese erzählt schließlich die Geschichte von...einem Individuum. Ein Individuum, das unter anderem trans ist.
Das Buch ist sehr zugänglich geschrieben und dementsprechend gut zu lesen. Mal mutet ein Kapitel mehr wie ein Tagebucheintrag an, mal wie ein Essay. Der inhaltliche rote Faden ist Linus soziale und medizinische Transition. Vom ersten Starbucks-Becher mit seinem männlichen Vornamen über das Leben mit Dysphorien (Gegenteil von Euphorie), der ersten Nebido-Spritze mit Testosteron, Dating, transfeindlichen Menschen, denen digitale Gewalt nicht reicht und Linus sogar am Arbeitsplatz aufsuchen, bis zu einem superhilfreichen und aufklärendem Kapitel über Sprache (z.B. „trans“ ist immer ein Adjektiv) nimmt Linus mit auf die Reise. Na und sowas lieb ich ja :)

#einstiegsdroge #trans

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Muslim Girls
von Sineb El Masrar

In der 15. Folge "Feministisch Streiten" spreche ich auch das Streitthema Kopftuch an, das hier und da die (weißen) Gemüter erhitzt. Kopftuchkritiker*innen hierzulande sehen in der Verschleierung oft nur die Unterdrückung DER Muslima. Dass sowohl die Gründe, ein Kopftuch zu tragen, als auch Muslimas selbst nicht alle gleich sind, sollte zwar klar sein - Sineb El Masrar hat zur Sicherheit trotzdem noch ein Buch darüber geschrieben, damits auch alle schwarz auf weiß haben, dass es DIE Muslima nicht! gibt!
Sineb El Masrar gibt durchaus einen Einblick in gewisse Gemeinsamkeiten, die Muslimas in ihren Leben in Deutschland teilen, aber sie wird auch nicht müde zu betonen, dass der islamische Glauben nur eine Facette dieser vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten ist.
Mir war der Ton des Buches manchmal zu umgangssprachlich, aber inhaltlich konnte ich superviel mitnehmen. Zum Beispiel wusste ich noch viel zu wenig zur Geschichte von Gastarbeiter*innen in Deutschland - dank ihr konnte ich ein bisschen aufholen.
Das Buch ist von 2015 und könnte wahrscheinlich schon wieder eine Neuauflage gebrauchen - andererseits hat Sineb El Masrar 2018 auch "Emanzipation im Islam" nachgelegt, das hab ich aber noch nicht gelesen.

#einstiegsdroge #islam

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Verbrennt eure angst!
von LASTESIS

Vieles, was der Kapitalismus mit sich bringt, ist scheiße. Aber ich kenne eben auch nichts anderes. DDR war ja auch nix (weil patriarchal?!). Aber dass jemand wirklich sagt: Kapitalismus, das GEHT EINFACH NICHT - das läuft mir nun nicht ständig über den Weg.
In Lateinamerika ist das anders, denn der Kontinent liegt auf der ausgebeuteten Seite des Globus. Der Seite, die das angenehme Konsumieren hier im globalen Norden erst möglich macht. Und auch wenn feministische Kollektive wie LASTESTS trotzdem immer wieder beweisen müssen, dass mensch sich nicht zwischen Klassenkampf und Feminismen entscheiden muss, ist innerhalb der feministischen Bewegungen vielerorts klar: Wir brauche einen Systemwechsel. Denn Kapitalismus funktioniert nur, indem Menschen ausgebeutet werden, indem unbezahlte Care Arbeit gemacht wird, indem diskriminierte Menschen sich mit den prekärsten Jobs zufriedengeben, indem die Umwelt ausgebeutet wird, bis nichts mehr da ist: Der Kapitalismus ist nicht an Gleichberechtigung interessiert.
Ich persönlich brauche da kaum weitere Punkte, um mich den antikapitalistischen Forderungen ganz klar anzuschließen.
Für mehr Infos und Einblicke empfehle ich euch das feministische Manifest von LASTESIS oder die Podcastfolgen 24+25.

#einstiegsdroge #Kapitalismuskritik

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Mutterschaft
von sheila heti

Kinder ja oder nee? Auf kaum eine Frage kann im Grunde so klar geantwortet werden, doch mit kaum einer Frage tun sich so viele Menschen schwer.
Die kanadische Autorin Sheila Heti hat die Kinderfrage offensichtlich auch beschäftigt: 2019 ließ sie aus dem keine-Kinder-bekommen-wollen ein ganzes Buch entstehen. Denn eine Frau, die ihren Uterus so offensichtlich nicht nutzen möchte, scheint nach wie vor nicht selbstverständlich zu sein.
Zusätzlich ist die Protagonistin Jüdin, die - ich zitiere - nicht die "durch den Holocaust erlittenen Verluste reproduktiv ausgleichen" möchte: "Wenn du keine Kinder kriegst, haben die Nazis doch noch gewonnen" (S. 187).
Entstanden ist eine fragmentarische Sammlung vielschichtiger, kreisender Gedanken in alle Richtungen. Beim Lesen kann das anstrengend werden, ich mochte deshalb das Hörbuch lieber.
Wer mit der Erwartung an das Buch geht, eine eigene klare Antwort zu finden, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Sheila Heti hat keinen Ratgeber geschrieben, viel mehr zeigt das Buch auf, wie viele Sphären die Kinderfrage berührt, dass es vielschichtig ist und absolut erlaubt, sich für die Antwort Zeit zu lassen.
So entzieht sich die Protagonistin nach und nach gesellschaftlichen Vorstellungen, die diese Frage so belasten - mit jeder Seite schreibt sie sich näher an ihren eigenen, wahren Kern: "Von nun an will ich meinem Herzen folgen und tun, was für mich richtig ist. Statt mir selbst zu vertrauen, habe ich der Welt vertraut. Warum habe ich das so lange getan? Die Male, die ich auf mich gehört habe – war das immer falsch? Oft, ja. Aber war die Freiheit, diese Fehler zu machen, nicht großartiger als jeder Rat der Welt?" (S. 266).

#einstiegsdroge #Kinderfrage

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Das unwohlsein der modernen mutter
von mareice kaiser

Laura: "Ich lese gerade das "Das Unwohlsein der modernen Mutter" von Mareice Kaiser"
eine Freundin: "Oh krass, was für ein Titel, die armen Kinder"
Tjaaaa. Und da sind wir auch schon mitten im Thema! Ich kann verstehen, warum meine Freundin zuerst an diejenigen gedacht hat, die die Mutter zur Mutter gemacht haben - ihre Kinder. Und wenn sich die Mutter nun unwohl fühlt, wer trägt dann die Schuld, hm?
"Ich liebe es, Mutter zu sein. Was ich nicht liebe: die Strukturen unserer Gesellschaft, die weder gemacht sind für Menschen mit Kindern noch für Kinder selbst."
Aaaah, stimmt. Da war ja was. Diese Strukturen! Um die gehts im Buch. Mareice Kaiser schafft einen Überblick zu all den Rahmenbedingungen, die es Müttern heute nach wie vor schwer machen, einfach mal mit ihren Kindern zu chillen (meine Worte).
Zunächst ist da diese Prägung durch die eigene Familie, die hier und da wiederum von einem nationalsozialistischen Muttermythos garniert sein kann; dann immer diese zeitfressende Lohnarbeit; diese Care Arbeit, die so gern mit Liebe verwechselt wird; dann gibts vor lauter Arbeit nicht mal genug Geld, weil Kapitalismus und Anerkennung eh nicht, weil Kapitalismus. Der hat zu allem Überfluss auch noch die MILF (Mom I'd like to fuck) erfunden, damit der gewohnte Beauty-Stress treuer Begleiter bleibt und keine Zeit frei ist für die Kinder, äh, Kunst! Die gibts nämlich viel zu wenig von Müttern.
Natürlich geht es auch um "Privates" das nur langsam in die Öffentlichkeit dringt: Mütter, die bereuen, dass sie Mütter geworden sind; Mütter, die irgendwann keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern wollen.
Ich sag mal so: Für mich war das Buch wirklich sehr informativ. Mareice Kaiser verbindet sehr viele Perspektiven, denkt intersektional, schreibt wunderbar und hat das Buch sehr sympathisch eingelesen.
Ich habs allerdings nicht wirklich gefühlt. Vielleicht ist das so, als nicht-Mutter. Einer Freundin mit drei Kindern erging es nämlich ganz anders: Wenn sie neben all ihren To-Do's zum Hörbuch lauschen kam, war sie innerlich konstant am Nicken, fühlte sich verstanden. Und wie gut ist es bitte, für Gefühltes Worte zu finden?

#einstiegsdroge #mutterschaft

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Radikale Zärtlichkeit
von
Åžeyda Kurt

Grundlage eine meiner mitproduzierten Lila-Podcast-Folgen ist dieses wunderschöne Leseexemplar. Während wir im Interview Åžeydas Gedanken zu toxischer Romantik, Polygamie und radikaler Zärtlichkeit für alle weiterverfolgen, verrate ich hier nochmal in aller Würze, wie's mir persönlich mit dem Buch ging.
Ganz befreit konnte ich ja nicht ans Lesen gehen, denn ich wusste ja schon, dass ich Åžeyda kluge Fragen stellen möchte und sowas übt wirklich gaaar keinen Druck beim Schmökern aus. Nee nee.
Zunächst habe ich mir "Radikale Zärtlichkeit" auf Spotify vorlesen lassen - Åžeyda hat es selbst eingelesen und es ist wirklich ein Ohrenschmaus. Damit auch mein Gehirn hinterher kommt, habe ich einige Stellen mehrmals analog nachgelesen. Und ich schätze das deutet auch schon auf die Dichte der klugen Gedanken zur großen Frage des Buches hin: Wie wollen wir lieben?
Was bleibt und wird, wenn wir uns dem Diktat der Monogamie entziehen, kommerziell-romantische Gesten und Geschenke nicht mehr als Must-Have's ansehen und uns von verkitschten Vorstellungen lösen, die im Zweifel eher zu Abhängigkeiten als zum großen Liebesglück führen?
Das Buch ist schon ziemlich philosophisch, reißt viel auf und lässt dich dann son bissl damit stehen. "Und nu?", fragste dich und musst das Chaos eben aushalten. Vielleicht ist das ja die neue Normalität?
Und auch wenn ich das Buch bis zum Schluss gelesen habe, ist es irgendwie nicht fertig - ich habe bis heute mit ihm zu tun und hänge in der Frage fest, was genau ich jetzt mit meinem erlesenen Gedankensalat veranstalte. Da ist es eine umso größere Freude, wenn Åžeyda aus ihrer eigenen Biografie erzählt, mal eben Karl Marx interviewt oder flux einen Emailverlauf mit Silvia Federici droppt. Das hat echt Spaß gemacht, da kam ich mit.
Ich würde behaupten, wer Rat zu Liebesdingen sucht, ist hier nicht so gut aufgehoben - viele Fragen werden sich vermehren und nicht beantwortet werden. Aber wer Lust aufs kritische Hinterfragen des liebenden Status Quo und Erträumen und Durchdenken einer Utopie hat: Ran da!

#fortgeschritten #liebe

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die bedeutung von klasse
von bell hooks

bell hooks schreibt sich klein, weil sie nicht ihren Namen, sondern ihre Inhalte in den Mittelpunkt stellen möchte. Irgendwie witzig, weil bestimmt deshalb schon viele ihren Namen in eine Suchmaschine getippt haben. In ihren Büchern weiß sie Autobiografisches mit Theorien zu verbinden - irgendwie aber nur so halbgerne mit Quellen unterstützt. D.h. in "Die Bedeutung von Klasse" war ich manchmal unsicher, ob das jetzt ihre Meinung oder aktueller Stand der Wissenschaften ist.
bell hooks ist als Schwarze Feministin bekannt geworden und begründet auch viele ihrer Bücher auf race und gender. Dass sie in diesem Buch von Klasse ausgeht und im Laufe des Buches mit Feminismus und Rassismus zusammendenkt, war auch für sie ein Novum. Gleichzeitig muss das in den USA nochmal revolutionärer sein als hier - anscheinend glaubt manche*r dort tatsächlich, in einer klassenlosen Gesellschaft zu leben. Absurd, aber ok. Vielleicht ist es genau das, was ihre Beobachtungen für mich manchmal schwerer nachvollziehbar machen, schließlich bezieht sie sich auf die USA und ich hocke hier immerhin in nem Land, dass Sozialismus nicht nur als Schimpfwort kennt, sondern sogar gelebt hat (schimpfend, aber immerhin).
Wo ich mitgehe, sind ihre Beobachtungen, wie die süßen Früchte des Kapitalismus uns langsam einwickeln und gefügig machen, obwohl wir aufgeklärt genug sind um zu wissen, dass unser Wohlstand immer auf dem Rücken anderer ausgetragen wird. Mit diesem Wahnsinn sehe ich mich bei jeder Amazon-Bestellung konfrontiert, die ich mit "naja ich arbeite ja auch so viel, da kann mir das jetzt auch mal gönnen" rechtfertige. Und und und.
Uncool ist die polemische Art, die sich im Buch immermal durchdrückt: Holocaustvergleiche waren auch schon vor 20 Jahren nicht geil (so alt ist das Buch mittlerweile) und auf ihre sehr christlich geprägte Perspektive musste ich erstmal klarkommen. Sie hasst "die Massenmedien" (differenzierter wirds nicht) und wiederholt sich immermal, was ich persönlich nicht so leiden kann.
Ich liebe, dass das Buch in meinem Lesekreis bewirkte, dass wir offen über schlechtes Konsumgewissen und Geld geredet haben.

Als Einstiegslektüre in Feminismen oder auch Klasse würde ich es nicht unbedingt empfehlen - ist schon n paar Schrittchen weiter und man muss schon Bock haben, um durchzuhalten. Hätte ich es nicht für meinen Lesekreis lesen wollen, hätte es wahrscheinlich irgendwann irgendwo rumgelegen und mir ab und zu einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen.

#fortgeschritten #Klasse

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Die Uhr, die nicht tickt
von Sarah Diehl

Ein supergutes Buch fürs "alles ist okay mit mir"-Fühlen und gleichzeitig Argumente-an-die-Hand-bekommen, wenn Leute mal wieder schief gucken, wenn die Kinderfrage verneint oder achselzuckend in die Zukunft verschoben wird.
Leicht lesbar hangelt sich Sarah Diehl vom kritischen Blick auf historisch gewachsene Rollenbilder zum Muttermythos, zur Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, zur Unerträglichkeit der Kleinfamilie und letztendlich zu einem Ausblick auf alternative Familienkonzepte. Insofern ist das Buch mitnichten nur für Menschen ohne Kinderwunsch empfehlenswert, sondern für alle, die eh mal Bock hatten, diese ganze Familien- und Kinderschose kritisch zu hinterfragen. Und wie schön ist es bitte, dann Gedanken zu entdecken, die man selbst bisher nur anfühlen konnte und plötzlich ist klar: Ich bin nicht allein! Yaaaaay!
Ich mags ja auch immer sehr, wenn Geschichten echter Menschen mit kritischen Gedanken zu Konzepten verwoben werden, 's lässt sich einfach besser mitzufühlen. Auch wenn die Protagonist*innen eher im großstädtischen Bereich leben und womöglich nicht alle Landsleute etwas mit den Berlin-Bubble-Geschichten anfangen können. Macht ja nix, nimmt halt jede*r die Inspiration mit, die taugt. Mehr zur Kinderfrage und alternative Konzepte kannst du in meinen Podcastfolgen hören.

#einstiegsdroge #Kinderfrage

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Das Patriarchat der Dinge
von Rebekka endler

Worums im Buch geht, ist schnell zusammengefasst: Die Welt ist für eine Art Durchschnittsmann gemacht und Rebekka Endler weiß das auch mit jeeeeeder Menge Beispielen zu untermauern.
Wir im Lesekreis dachten ja, schon seeehr viel zu wissen, aber wir wurden eines Besseren belehrt: Denn auch, wenn uns die groben Ungerechtigkeiten in der Medizin oder bei Crashtest-Dummys geläufig sind, gehts im Buch nicht nur detaillierter zur Sache, sondern auch in für uns unerforschtere Themenbereiche wie Mode, Tech, Stadtplanung, Sprache, Spielzeug und und und...
Mit dem Launch der Health-App auf dem iPhone wurde vergessen, ein Menstruationskalender zu programmieren; mit Arbeits-Overalls können Menschen ohne Penis nicht pinkeln, ohne sich komplett zu entkleiden; Endometriose betrifft 15% der Frauen, ist aber so unerforscht, dass sie im Schnitt erst nach 11 Jahren erkannt wird. Frauenkörper haben ein anderes Wärmeempfinden als Männerkörper und frieren z.B. im Büro eher, da diese meist kälter temperiert sind. Ein intersektionaler Blick zeigt, dass Schwarzen Menschen ein geringeres Schmerzempfinden unterstellt wird und sie deswegen sogar öfter sterben, dass Flughafendetektoren Afrohaar als Gegenstand erkennen und Seifenspender nicht bei Schwarzer Haut funktionieren.
Da unsere Gesellschaft weitestgehend in Mann-Frau unterteilt und viele Statistiken & Studien, auf die sich Rebekka Endler bezieht, binär sind, vergleicht auch das Buch oft zwischen "Das ist für Männer" und "Das ist (nicht) für Frauen". Binäre Geschlechtereinteilungen spiegeln nicht die Realität, aber bei dieser Art von Betrachtung ist unsere Gesellschaft noch nicht so weit. Das kann beim Lesen schonmal nerven.
Insgesamt lässt sich das Buch sehr gut lesen, entweder von vorn bis hinten oder mal so reingelesen, je nachdem, welches Thema gerade am ehesten interessiert. Dazu hat Rebekka Endler sogar bei den Illustrationen Hand angelegt und ist mir beim Lesen stets eine sympathische Begleiterin gewesen.
Was ich ihr auf jeden Fall nachmachen möchte: Den "Garten der Frauen" in Hamburg besuchen. Dort fanden Frauen ihre letzte Ruhestätte und auf Tafeln ist nachzulesen, wer sie waren. Ein Versuch, der männlich geprägten Geschichtserzählung etwas zu entgegnen.
Übrigens gibts zu dem Thema auch eine Feminismus-mit-Vorsatz-Folge: Nr. 6 "Wir leben in einer Welt, widdewidde wie sie dem Manne gefällt"

#einstiegsdroge #männerwelt

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periode ist politisch
von franka frei

Nach der Untersuchung des Menstruationstabus in in ihrer Bachelorarbeit schrieb Franka Frei ein Manifest gegen das Tabu: Denn die Periode ist politisch! Während Herkunft, Religion und Klasse uns oft voneinander unterscheiden – dass monatliche Bluten haben selbst eine deutsche Hausfrau, die dänische Kronprinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam. Das – und vermutlich die damit verbundene Scham, die oft dazu führt, dass Missstände gar nicht erst angegangen werden. In Frankas Buch lernt man, dass das in puncto Menstruation desaströse Auswirkungen für die Umwelt, Wirtschaft und Gleichstellung haben kann. Und keine Angst, das Ganze liest sich mitnichten wie eine Bachelorarbeit, sondern ziemlich locker und oftmals sogar witzig :)
Aber hier noch mein liebster Mindblowing Fact aus Frankas Buch: Das, was Menschen, die die Pille nehmen, ihre Menstruation nennen, ist gar keine Menstruation. Mit der Pille wird der Zyklus nur nachgeahmt und die Blutung ist nur dafür designt worden, damit das Ganze natürlicher rüberkommt. Das war damals in den 50ern, als die Pille erfunden wurde und auch die katholische Kirche überzeugt werden wollte, anscheinend ein ganz gutes Argument, um auch Skeptiker*innen zu überzeugen. Aber für das Jetzt & Hier heißt es einfach mal, dass völlig sinnlos geblutet und Periodenprodukte eingekauft werden müssen.
Ihr merkt, es gibt in Frankas Buch viiiel zu lernen! Hört auch gern in die passende Podcastfolge mit Franka rein.

#einstiegsdroge #menstruationstabu

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die welt wieder verzaubern

von silvia federici

So ein Buch kann ich nicht mal eben wegfrühstücken. Aber sobald ich das verstanden hatte, liefs mit uns beiden: Ich las mal vorne, mal hinten, mal mittig - und überall gibts Interessantes, Unbekanntes zu entdecken. Wie Mikrokredite (denen ich bisher auch oft bei "feministisch" gelabelten Produkten à la "so und so viel vom Gewinn fließt in Mikrokredite" begegnete) eher zu Makroschulden führen können, als tatsächlich zu helfen, warum Frauen im globalen Süden am stärksten von den Folgen der Umweltzerstörung betroffen sind und welch treibende Kraft sie z.B. im lateinamerikanischen Widerstand sind und natürlich: Wie die Lebensweise des Commoning praktiziert wurde und wird (Lateinisch von communis, gemeinsames, selbstorganisiertes, bedürfnisorientiertes Tun). Und DARUM gehts vor allem in diesem Buch.
So entdeckte Federici die Commons für sich zuerst in Nigeria. Anfang der 80er lehrte sie dort an der Uni und erntete Kopfschütteln, als ihre Kolleg*innen erfuhren, dass der Lohn ihre einzige Absicherung war und es kein Dorf oder keine Community gab, in die sie zurückkehren konnte. Ihre Student*innen beobachtete sie dabei, wie sie sich selbstverständlich vom Teller der anderen bedienten und auch die Frauen, die nach wie vor das Land beackerten, auf dem nun der Campus stand, irritierten sie irgendwann nicht mehr. Denn "Die Erde gehört denen, die sie bearbeiten" heißt es ja auch bei den Zapatistas, über die ich in der 25. Podcastfolge spreche.
Ihr Blick, ihr Denken, ihr Wissen - schon richtig beeindruckend. Ein reiches Buch, von dem ich mir wünschte, dass es die Welt tatsächlich wieder verzaubern könnte!

#fortgeschritten #commoning

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Feminismus für die 99%
von Cinzia Arruzza & Tithi Bhattacharya & Nancy Fraser

Ein großartiges Buch. Für mich DIE Grundlage für alle weiteren Gespräche, die sich als intersektional feministisch ansehen - so, wie sich das für ein echtes Manifest gehört. Und dabei hab ich mich lange nicht rangetraut, "Manifest" klingt so hochtrabend, ich hatte keine Lust, nur jedes 4. Wort zu verstehen. Zum Glück schließen die drei Autorinnen in diese Richtung (fast?) niemanden aus: Ich konnte ihren Ausführungen sehr gut folgen, bin so von These zu These durchgeflowt und war wirklich begeistert. Auch wenn es sicherlich nicht das erste Buch wäre, was ich jemandem geben würde der*die sich zart für Feminismen interessiert (das wären immer noch "Unternrum frei" von Margarete Stokowski und "Stand up" von Julia Korbik), es passt auf jeden Fall, wenn man dann festgestellt hat: "Jepp, Gleichberechtigung für alle - und damit sind wirklich ALLE gemeint - halte ich für eine wirklich gute Idee. Und nu? Was kann ich als nächstes lesen?"

#fortgeschritten #intersektional

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Im spiegelsaal
von liv strömquist

Ich glaube es ist schwer zu verbergen, dass ich Liv Strömquist-Fan bin, aber was ich soll ich sagen, ich werde halt auch einfach nicht enttäuscht: Ihre neue Graphic Novel behandelt im gewohnt witzig-fundierten-Stil das Thema Schönheit(snormen) und Bildern. Es beginnt mit dem Phänomen Kylie Jenner, die Massen dazu anregt, sie unnachgiebig anzustarren und womöglich ebenfalls in hohen Schuhen und überlangen Haaren und Nägeln durch die Weltgeschichte stolzieren wollen, einfach weil das EVENTUELL Reichtum ausstrahlt und diese unpraktischen Schönheitsausgeburten sein können, weil ja eh nicht so richtig hart gearbeitet werden muss. Liv Strömquist beschreibt außerdem farbenfroh, was passiert, wenn ich gestern Caprihosen noch schrecklich fand und wenn sie dann plötzlich von vielen getragen werden, ich nun doch ganz dringend eine Caprihose haben muss. Um die Macht der Bilder geht es auch beim Einblick in das Leben von Sissi, deren kaiserliches Dasein vor allem mit ihrer Schönheit eines Gemäldes assoziiert wurde, dem sie dann im Grunde bis zu ihrem Tod versuchte, zu entsprechen.
Besonders schön fand ich die Interviews mit älteren Frauen, die visuell ebenfalls königlich daherkommen und aus ihrem jahrelangen Erfahrungsschatz zu Schönheit und Liebe schöpfen: "Erst mit 50 fing alles für mich an!", berichtet zum Beispiel Ann (72), die sich dann endlich keine Sorgen mehr darum machte, was andere Leute über sie denken. Ich freue mich, wenn ich dem vielleicht schon vor der 50 etwas näher komme ;)

#schönheitsideal #comic

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ein anderer blick
von emma

Ursprünglich erreichte mich ein Ausschnitt des Comics über irgendwelche Reposts und es gleichte einer Erleuchtung! Das Comic "Ein anderer Blick - Feministischer Comic gegen die Zumutungen des Alltags" beschreibt u.a. die Last der Verantwortung, den "Mental Load", sehr anschaulich:
So beschreibt z.B. "Du hättest nur fragen müssen" einen Abend, an dem Emma bei einer Kollegin zum Essen eingeladen ist.
Als sie ankommt, versucht die Kollegin gerade ihre beiden Kinder zu füttern und gleichzeitig das Abendessen zu kochen.
Sie fordert Emma auf, es sich bequem zu machen und ein Glas Wein zu trinken. Der Mann der Kollegin steht Emma selbstverständlich bei und so sitzen sie gemütlich beisammen und überbrücken die Wartezeit.
Während die beiden plaudern, kocht das Essen über und ergießt sich auf dem Fußboden. Emma beobachtet das Ganze mit großen Augen und als der Mann sieht, was passiert ist, fragt er entsetzt: „Was hast du getan?!“
Wutentbrannt antwortet seine Frau: „Was ich getan habe? Alles hab ich getan, alles!“
Und er: „Aber warum fragst du denn nicht, ich hätte dir doch geholfen“
Wer kennt solche Szenen nicht?
Statt Verantwortung zu übernehmen, belässt der Mann die Verantwortung bei seiner Partnerin und fordert, ihm wie seine persönliche Projektmanagerin Bescheid zu geben, wenn etwas zu tun ist.
Für mich war der Comic wirklich sehr augenöffnend und ich kann ihn nur empfehlen.

#mentalload #comic

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Reise nach Rojava
von Janet Biehl

Rojava versucht eine feministische Vision zu leben: Als pluralistische, multiethnische und demokratische Gesellschaft inmitten von zum Teil bedrohlichen Nationalstaaten bedeutet das nicht nur Selbstverwaltung und Gleichberechtigung für alle, sondern auch militärische Verteidigung.
Richtigerweise wurde ich darauf hingewiesen, dass in der Doppelfolge zu feministischen Visionen Rojava bzw. die "Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien" nicht fehlen darf. Das Ding war nur: Ich wusste nix davon. Deshalb hatte ich die Zapatistas in Mexiko in den Fokus gestellt.
Jetzt wollte ich mein Nichtwissen über die Region von blätternden Buchseiten verwehen lassen. Die Graphic Novel von Unrast Verlag kam da gerade recht. Ich war zwar skeptisch, inwiefern die US-amerikanische Autorin Janet Biehl ihren westlichen Blick hinterfragt, aber aufgrund der umfangreichen Infos, den O-Tönen verschiedenster Menschen, dem Blick in die Historie und der Tatsache, dass sie immerhin dreimal in der Region war, bin ich versöhnt und dankbar für den gut strukturieren Einblick. Sie war außerdem mit Murray Bookchin zusammen, auf dessen politisches Denken sich der ehemalige PKK-Voristzende Abdullah Öcalan in seinen Ausarbeitungen zu selbstverwalteten Gesellschaften bezieht - nur dass Öcalan nochmal weiter dachte und der Frauenbefreiung eine zentrale Bedeutung zukommen ließ.
Es geht hier also eine Gesellschaft, die Nationalstaatlichkeit nicht (mehr) als Lösung sieht, Werte wie Umweltschutz und religiöse Toleranz vertritt und krasses (feministisches) Potential hat, aber gleichzeitig massiven Bedrohungen seitens der Türkei ausgesetzt ist. Die internationale Gemeinschaft erkennt die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien nicht an und es gibt keinen freien Handel, was das Leben zusätzlich schwer macht. Für die Menschen vor Ort ist es völlig unverständlich, dass sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und selbst ihr Sieg über den IS (Islamischer Staat) nichts daran ändern konnte. Ich bleibe ähnlich fassungslos zurück und bewundere gleichzeitig, was diese Menschen - trotz unzähliger Opfer - fähig sind zu tun.

#alternativeGesellschaftssysteme #Comic

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Podcasts

Podcasts

Tupodcast - Gespräche unter Schwestern
mit Tupoka Ogette

Tupoka Ogette hat nicht nur das sehr empfehleneswerte Buch „Exit Racism“ geschrieben, sondern produziert monatlich auch noch ihren „Tupodcast“. Dort unterhält sie sich mit Schwestern, also ihr bekannte, Schwarze Frauen. Darunter sind prominentere Stimmen wie Grünen-Abgeordnete Aminata Touré oder Autorin und Podcasterin Alice Hasters, aber auch Frauen aus Tupokas engstem Umkreis, wie die noch junge Josephine Nangolo. Es macht Spaß, den Gesprächen zuzuhören und aus den Perspektiven der Frauen zu lernen. Du kennst Tupoka aus meiner 17. Podcastfolge zu feministisch Streiten

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Feuer & Brot

Mit Maxi & Alice

Zwei Freundinnen - Alice und Maxi - denen ich sehr gern zuhöre, denn meiner Meinung nach handelt es sich hier immerhin um einen der best-recherchiertesten „Laber-Podcasts“, den ich so kenne. Gleich mehrere Aha-Erlebnisse bescherte mir die 30. Folge "In sechs Phasen zum Feminismus - Equality für Einsteiger*innen“. Mein Podcast-Aufbau ist von diesen Phasen inspiriert, z. B. wenn es in Folge 1 um Schlüsselerlebnisse, in Folge 4 um Cool Girls und in Folge 5 um die eigene Politisierung geht. Feuer & Brot gibt es ab und zu auch live zu erleben. Ich hatte in Berlin die Ehre und kann es nur empfehlen :)

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Gute Leute mit Sophie Passmann

Sophie Passmann ist, vermute ich, eine der bekanntesten Feministinnen in Deutschland - deshalb kann ich mich bei ihrem Talkformat „Gute Leute“ meist auf kritische Nachfragen verlassen. Gerne auch aus der feministischen Perspektive. So zum Beispiel in der Folge mit Mindfulness-Coach Laura Malina Seiler, die höflich vor dem Feministin-Label zurück tapst. Doch anstatt sie weiter zu kritisieren, entscheidet sich Sophie Passmann für ein „Schade, wir hätten dich gebraucht“ und bleibt solidarisch. Diesen Umgang mochte ich sehr. In meiner 7. Podcastfolge zum Thema „Bildet Banden!“ erwähne ich die Folge mit Anika Decker - dort erzählt die Drehbuchautorin nämlich von ihrer Bande aus Autor*innen. Zusammen stellen sie sich gegen die systemische Ungleichbehandlung von Drehbuchautor*innen. 

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Darf sie das? Podcast

mit Nicole Schöndorfer

Nicole Schöndorfer ist eine der bekanntesten feministischen Stimmen Österreichs. Für meine ersten Gehversuche in Feminismen hat der Podcast nicht gepasst - ich war völlig überrumpelt von den ganzen neuen Einblicken und der Wucht, mit der Nicole Schöndorfer über Themen wie Gewalt, Abtreibung oder Feminismus im Bett redet. Ein paar Wochen oder Monate später hörte ich nochmal rein und konnte plötzlich total viel damit anfangen. Die Folgen sind sehr gut recherchiert, Nicole Schöndorfer macht klare Ansagen und ich lerne jedes Mal was neues. Ist halt kein Wohlfühl-Feminismus, ne ;)

Mittlerweile hat Nicole den Podcast für beendet erklärt.

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der Lila Podcast
Mit Laura Lucas, Shoko Bethke, Lena Sindermann, katrin rönicke & Susanne Klingner

Schon seit dem Jahr 2013 redeten sich Katrin, Barbara und Susanne im feministischen Vorzeige-Podcast den Mund fusselig. Eine perfekte Einstiegsdroge! Seit dem Relaunch 2020 verjüngte sich das Team. Neben Shoko Bethke, Lena Sindermann und Laura Lucas durften auch ich und Sham Jaff einige Folgen zu z.B. Afghanistan, dem Libanon, feministische Serien, Trostfrauen, Åžeyda Kurt, Gender & IT, Männerwelten 2.0 oder feministische Bewegungen in Lateinamerika produzieren. Das Team wird auf jeden Fall nicht müde, feministische Themen anhand aktueller Geschehnisse zu besprechen - und das niedrigschwellig! Es lohnt sich, einfach mal irgendwo reinzuhören.

Susanne Klingner hat übrigens auch die empfehlenswerten Podcasts Mind the Gap und Plan W produziert.

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Deutschlandfunk3000

mit Eva Schulz

Deutschlandfunk3000 hat sich ja zunächst uneingeschränkt relevante Themen geschnappt, um sie in knackig-informativen Videos auf Facebook und Instagram zu besprechen. Sehr viel regelmäßiger höre ich jedoch in den Deutschland3000 Podcast rein - ein Talkformat von Eva Schulz mit jeweils einem Gast oder einer Gästin. Eva Schulz ist dabei zu meinem Vorbild avanciert, was ihre Art und Weise, Interviews zu führen und Fragen zu stellen anbetrifft. Richtig richtig schön. Besonders gut hat mir natürlich ihre bohrende „Aber warum nennst du dich denn dann nicht Feministin?“-Frage an Collien Ulmen-Fernandes in dieser Folge gefallen - und dass Margarete Stokowski auf eben diesen Ausschnitt in dieser Folge reagieren konnte. Netterweise durfte ich für meine 8. Podcastfolge - in der ich ein bisschen forsche, wer sich in der Öffentlichkeit Feminist*in nennt und wer nicht und warum - eben diesen Ausschnitt verwenden.

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Filme & Serien

Filme

Girls - Serie mit Lena Dunham

Ich bin was „Girls“ angeht eine ziemliche Spätzünderin, kann mir aber vorstellen, dass die Serie für Menschen Anfang ihrer Zwanziger ziemlich aufbauend wirken kann. Zu sehen, dass die eigenen Probleme tatsächlich im Fernsehen (oder wo auch immer) stattfinden können und Unsicherheiten bei niemandem in diesem Alter Randerscheinungen sind - irgendwie gut zu wissen, dass mensch nicht allein damit ist. Verquere Beziehungen, ob zwischen Liebenden oder Befreundeten, erste berufliche Gehversuche, schlechter Sex, Neurosen, Schönheitsideale die unter Druck setzen und die erste eigene Bude - damit befüllte Lena Dunham immerhin 6 Staffeln. Mich catcht es irgendwie nicht mehr so, was ich gern aufs Erwachsensein schieben würde, sicher bin ich mir da aber nicht.

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Female Pleasure

Ein großartiger Film. Kann aber auch sein, dass mein Kinobesuch damit zusammenhängt - der war zusammen mit sieben weiteren Frauen, wir in einer Reihe, gebannt vor der Leinwand sitzend und danach angefixt von den Kämpfen der portraitieren Frauen in Diskutier- und Feierlaune in irgendeiner verrauchten Berliner Eckkneipe. Ok, das Ende war nicht meins. Danach einen ganzen Film zu bewerten, ist aber nicht mein Stil: Denn die Geschichten der fünf religiösen Frauen werden sehr eindrücklich und spannend erzählt. Es geht um Female Genital Cutting (darauf gehe ich ganz kurz in Podcastfolge 8 ein), Deborah Feldmanns Flucht aus einer ultraothodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft in Williamsburg, New York (dazu gibt es auch das Buch und die Miniserie „Unorthodox“), sexuelle Aufklärung in Indien, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und die japanische Künstlerin Rokudenashiko, die 2014 ernsthaft verhaftet wurde, nachdem sie einen kleinen Ausflug in einem Boot in Form einer Vulva unternommen hatte.

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Fleabag

Meine absolute Lieblingsserie der letzten Zeit. Gespickt vom feministischen Überanspruch, der einfach nicht zu erreichen ist und dem sarkastischem Umgang mit dem Leben, das einen manchmal einfach f***t, führt Fleabag (Phoebe Waller-Bridge) durch die Höhen und Tiefen ihres Alltags. Richtig schlecht hätte dieses „zwischendurch aus der Szene rausgehen und zum Publikum sprechen“ werden können (ich habe gehört viele kennen dieses Stilmittel von „House of Cards“) - ist es aber nicht! Tatsächlich habe ich darüber eine tiefgreifende parasoziale Verbindung mit Fleabag aufgenommen und bekam ordentlichen Trennungsschmerz, als sie sich in der letzten Szene nochmal umdrehte, um sich von mir (ok, dem Publikum) zu verabschieden. Ich habe mich super oft in ihr wiedergefunden, LIEBE ihre komplett verquere Beziehung zu ihrer Schwester und lobe mir diesen wunderbar ironischen Humor im Rahmen einen Meerschweinchen-Cafés.

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Die göttliche ordnung

Ich hatte den Film ewig auf meiner must-seen-Liste, aber trotzdem keinen Bock. Corona machts möglich und mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, was mein Problem war. Denn der Spielfilm vermittelt wirklich gut, wie es mancherorts in der Schweiz der 70er noch so zuging: Im Grunde wie in den 50ern Deutschlands. Nur immer noch ohne Frauenwahlrecht. Arbeiten ohne Erlaubnis des Ehemanns ging nicht, Socken waschen und Kartoffeln schälen zählten zu den aufregendsten Tätigkeiten einer Schweizer Hausfrau auf dem Dorf. Nora (Marie Leuenberger) ist eine von diesen Hausfrauen: Verheiratet mit einem Schreiner, zwei kleine Söhne, mürrischer Schwiegervater, dem regelmäßig Bier gereicht werden darf. Die nahende Abstimmung zum Frauenwahlrecht politisiert sie zunehmend. Ich fands total schön zuzusehen, durch welche Phasen Nora ging: Die ersten Schlüsselmomente, eine schlaflose Nacht in der alles Feministische gelesen wurde, was Nora in die Finger bekam, die erste Verbündung mit Gleichgesinnten, die erste Demo, das erste Podium, der erste Streik. Und: Das erste Mal Wählen.

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RBG - ein leben für die gerechtigkeit

Bisschen komisch ist es ja schon, dass mir Ruth Bader Ginsburg bis zu der Doku unbekannt war. Immerhin ist sie eine der wenigen Frauen, die jemals im Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten saß - und das, nachdem sie so ziemlich als einzige Frau in den 50ern Jura studierte und danach 0,0 Jobangebote bekam. Die Geschichte ihrer Karriere ist also wirklich beeindruckend, zumal sie sich, und das ist ja eigentlich der Punkt, oft sehr erfolgreich für Gender Equality eingesetzt hat. Ich hätte erwartet, dass die Doku vor Lobhudelei strotzt, für meinen Geschmack war das aber angemessen und hier und da kamen auch noch ein paar Infos durch. Außerdem muss sich RBG das Lob auch stets mit ihrem caring husband teilen - ohne den wäre das schließlich alles nicht möglich gewesen. Ja, ER steht in der Küche, Wahnsinn! Ob bei einer Doku über einen Anwalt die Unterstützung der Ehefrau auch so betont worden wäre? Well...

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Suffragetten - Taten statt Worte

Kein Film, der mir auf ewig im Gedächtnis bleiben wird, aber ein sehr guter Einblick in den Kampf ums Wahlrecht im Vereinigten Königreich der 1910er Jahre. Am Beispiel der Wäscherin Maud Watts wird gezeigt, wie sie über eine Kollegin mit der Suffragettenbewegung in Berührung kommt und sich immer mehr engagiert: Dabei setzt sie mehr oder weniger unbewusst ihr Leben aufs Spiel - Job, Familie - alles stellt sich in Frage. Sie ist es auch, die Emily Davison zum Epsom Derby (Pferderennen) begleitet, um dort mit einem Transparent auf die Forderungen der Suffragetten aufmerksam machen zu wollen - als den Frauen der Weg versperrt wird, läuft Emily mit den Transparent auf die Rennbahn und wird vom Pferd des Königs tödlich verletzt (dazu gibt es auch historische Aufnahmen auf Youtube) - erst durch diesen Märtyrertod erhält die Bewegung die notwendige Aufmerksamkeit und 1918 das Frauenwahlrecht (für Frauen über 30).

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the handmaid's tale

Von vielen hochgelobt, setzte ich mich samstagnachts auch mal an die erste Folge der Dystopie von Margaret Atwood. Großer Fehler. Ich fands unfassbar gruselig und viel zu real und schlafen war danach eher schwierig. Vielleicht später nochmal. Denn filmisch ist das Ganze ein wahrer Genuss und Elisabeth Moss spielt einfach richtig richtig gut. Ich würde aber empfehlen, sich einigermaßen stabil zu fühlen, um sich die Serie anzuschauen. Denn was zunächst komplett übertrieben scheint - ein totalitärer, von religiösen Fundamentalisten regierter Staat, der mit Hilfe eines Kastensystems Frauen zu Menschen zweiter Klasse degradiert oder als reine Geburtsmaschinen installiert - ist bereits existent. Nicht zu 100%, klar, aber in Teilen: Manche Rechte verherrlichen noch heute die Sklaverei, Frauenemanzipation wird vielerorts entweder zurückgedrängt oder hat bisher kaum stattgefunden, Umweltzerstörung und atomare Bedrohung sind real. Wer mit solchen dystopischen und zum Teil auch sehr gewaltvollen Bildern klarkommt, hat vermutlich ne gute Serien-Reise vor sich.

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